3.8.2014 Wacken
3.8.2014 Wacken
Guten Morgen, liebes Tagebuch!
Der Höhepunkt dieses Wochenendes steht an: Wacken. Hauptbühne. Im Dunkeln. Einziger Haken: 1.45 Uhr ist eigentlich so gar nicht meine Zeit und unsere Crew muss um 9 Uhr morgens bereits den FOH-Platz bestücken. Ein langer Arbeitstag also… Und für den Rest ein langer Wartetag. Mit genauen Erwägungen, wie man am besten fit bleibt. Trinke ich einen Energydrink? Wenn ja, wann? Oder lieber ein Bierchen mittags, dass nochmal ein paar Minuten Nachmittagsschlaf gehen?
Doch erst einmal beginnt der Tag mit gleißendem Sonnenlicht. Völlig ungewohnt für Wacken. Normalerweise kenne ich hier eher die dicken Matschpackungen an Schuhen und Hosenbeinen. Dieses Jahr hingegen ist es in des Wortes wahrster Bedeutung staubtrocken!
Ich begebe mit in die Backstagestadt und hole mir ein Frühstück. Die Crew ist natürlich schon auf den Beinen, meine Kollegen natürlich nicht. Ich verabrede mich mit Tanja, Dodo und St. Iller zum Shoppen. Meine Tochter braucht dringend (!!!) neue dämliche T-Shirts, auch wenn sie selber das gar nicht weiß, und Tanja braucht auch irgendwelche Dinge, von denen sie noch nicht genau weiß, dass sie sie braucht. Also machen wir uns auf den Weg in die Konsumstraße und der neueste Trend in diesem Jahr ist schnell erkannt: Staubschutztücher vor Mund und Nase. Gar nicht so blöde, es ist wirklich ein bisschen wie in einem klassischen Western. Die Helden stapfen durch den Staub… Wir aber ohne Tücher. Ich muss nicht lange suchen, dann habe ich eine Tüte voll T-Shirts für meine Kleine. Der Klassiker „born to rock“ darf natürlich ebenso wenig fehlen wie „my dad rocks“ oder „V.I.P. very importent princess“. Papa freut sich und Tochter wird’s reichlich egal sein…
Irgendwann findet Tanja „ihren“ Konsumtempel, in den sie einfällt wie ein Heuschreckenschwarm. Der Rest sucht sich einen Schattenplatz und staunt über das für 3 Tage Staubschlacht noch erstaunlich fitte Publikum. Ok, natürlich nicht alle! Manch einer zeigt dann doch, dass übermäßiger Metkonsum dem geistigen Zustand nicht unbedingt dienlich ist. Zumindest sind alle friedlich und wollen nur ihren Spaß. Das ist das wichtigste.
Der Blick auf die Uhr verrät mir, dass es noch 12 (!!!) Stunden bis zum Auftritt sind und ich entscheide mich für die oben erwähnte Mittagsbiervariante mit anschließendem Hinlegen. Ich döse ein bisschen, dann stehe ich wieder auf und mache mich auf den Weg zu „unserer“ Bühne. Schon mal ein wenig Kontakt mit den Brettern aufnehmen… Auf der Black Stage arbeitet Duce, den besuche ich auch noch kurz.
Unser Backstagecontainer hat heute sogar eine Klimaanlage, ansonsten wäre es in dem Kasten nicht auszuhalten. Das denke ich zumindest, bis Anna die Anlage beim Üben abstellt. Jetzt wird aus dem Container ein Musikerbratgerät, aber da gehen die Temperaturempfindungen zwischen Männlein und Weiblein zumindest in dieser Band drastisch auseinander.
Ich trage mich um 16.20 noch in die Warteliste für Massage ein und löse damit direkt Bifi ab, die wiederum gerade Stefan abgelöst hat. Der Schandmaul-Massageblock sozusagen…
Zum Abendessen ist es in Anbetracht der späten Showtime noch viel zu früh, aber ein kleiner Zwischensnack sollte doch sein. Also hole ich mir eine Bratwurstsemmel, die allerdings gar nicht mal soooooo gut ist.
Um 21 Uhr wird dann endlich die Backline geladen und es gibt was zu schauen. Toll sind auch immer die weiten Wege. Mal „kurz“ zur Bühne, da ist man hin und zurück mal flockige 20 Minuten unterwegs. Und wenn man zweimal was vergisst, ist auch das ein prima Zeitvertreib…
Um 23.30 gibt’s nochmal einen Tagesordnungspunkt: Autogrammstunde. Diesmal wirklich. Mit echten Fans. Nicht so wie in Lustenau, wo nach vier Unterschriften alles rum war… Naja, es sind auch ein paar Leute mehr hier…
Langsam ist es tatsächlich geschafft und wir beginnen, uns auf den Abend einzustimmen. Umziehen. Musikbox vor die Garderobe. Überall brennen jetzt schon die Feuerstellen und die Müdigkeit ist verflogen. Wir dürfen als letzte Band dieses Jahr das Jubiläumswacken (25 Jahre!) beschließen! Und es ist nochmal richtig voll vor der Bühne. Eine kurze Ansage, wir ritualisieren und dann geht es auch schon los. Mit einer Besonderheit: Die Bühne hat einen LED-Hintergrund und unser Martin hat sich im Vorfeld alle Mühe gemacht, zu jedem Song passende Motive über die Wand flimmern zu lassen. Das geht beim Intro schon los. Eine richtig coole Sache!
Wir feiern eine späte Party mit dem Publikum, das noch einmal alles gibt und das Wochenende beschließt. Wir verlassen gut gelaunt die Bühne, es macht doch immer wieder Spaß hier!
Die innere Uhr ist jetzt völlig aus dem Ruder und als wir gegen 5 in den Bus steigen, ist an schlafen noch nicht zu denken. Um 6 Uhr morgens versuche ich es dann, wache gegen 11 wieder auf und stehe auf. Ein Tag im Nightliner (eine Antithese in sich…) steht uns bevor…
Wir schauen den Mitschnitt von gestern, hangeln uns von Stau zu Stau und Rastplatz zu Rastplatz und kommen schließlich doch noch irgendwann in Gröbenhell an. Ausladen und wieder auf die Spur.
Hipp Höpp
Ducky