10.12.2015, Kaiserslautern, Kammgarn
10.12.2015, Kaiserslautern, Kammgarn
Nach einem kompletten Tag einem Travelday und einem kompletten Tag zuhause geht es heute schon wieder weiter in Sachen Akustiktour. Es ist Mittwoch Nachmittag und ich fahre zum Proberaum, um vor der Abfahrt noch ein paar Infogitarren für die neuen Songs einzuspielen, dass wir an der Vorproduktion weiterarbeiten können. Gegen 23 Uhr kommt dann der Nightliner vorgefahren und wir laden uns und alles, was nicht im Truck steht, an Bord. Dann startet die Reise in den nächsten Tourblock. Los geht’s in Kaiserslautern, dann weiter in Halle und schließlich noch in Offenbach. Dann eine kurze Pause und weiter geht es mit dem letzten Block. Aber da greife ich den Ereignissen weit voraus.
Jetzt geht es erst einmal nach Kaiserslautern, ins gute alte Kammgarn. Eine ehemalige Spinnerei, die nach 130 jährigem Geschichte Anfang der 1980er in Konkurs ging. Seit dem finden dort regelmäßig Konzerte statt. Wir waren hier auch schon ein paar Mal. Ganz zu Beginn unserer Karriere im Cottonclub im Keller, dann 2x ausverkauft im großen Saal. Da spielen wir auch dieses Mal.Doch bevor wir hier ankommen, ruft erst einmal die Koje…
Gegen 10 Uhr morgens erwache ich und der Blick aus dem Fenster verrät mir, dass wir angekommen sind. Also klettere ich aus meiner Koje, ziehe mich an, packe meinen Tasche und mache mich auf in die Halle. Ich mag diese Location. Es ist alles sauber und immer sehr nett gemacht. Kleine Details wie Kerzen, Tischtücher, Snacks etc. runden das Bild ab. Ich bringe meine Tasche Backstage, hygienisiere mich kurz und gehe frühstücken.
Um 12 fängt die Crew mit Laden an und mal wieder ist es erstaunlich, wie ein ganzer LKW voll Kisten schließlich auf die Bühne passt. Also, der Kisteninhalt natürlich, nicht der LKW selbst…
Der Backstagebereich hat seinen Zugang neben der Bühne und besteht aus einem Vorraum, von dem zwei Waschräume weggehen, sowie einer Wendeltreppe, die auf eine weitere Plattform einen Stock höher führt. Hier ist der eigentliche Aufenthaltsraum, an den man ab Einlass gebunden ist, falls man nicht quer durchs Publikum rennen möchte. Hier richte ich mein Büro ein und mache mich an die Fanmails, die es zu beantworten gibt. Dann mache ich weiter mit meinem Großprojekt „Ich bringe digitale Ordnung in meine handschriftlichen Notizen zu den neuen Songs“. Hier blickt nämlich kein Mensch mehr durch, zumal ich auch ganz wunderbar die Notizen für unterschiedliche Instrumente direkt nebeneinander geschrieben habe. OHNE irgendwie zu kennzeichnen, was was ist. Gut, dass wir Proberaummitschnitte gemacht haben. Aha, dieses Gekrakel soll eine Notiz für die Cister sein!
Um 14 Uhr ist schon das meiste aufgebaut und wir können beim täglichen Ritual den neuen Tourblock begrüßen. Martins Ritualcase ist neu befällt und die Auswahl wieder groß. Schweinchen Babe singt „I got sunshine“ und ich lege mich noch ein paar Minuten hin, dann setze ich mich wieder an mein Notizenchaos. Bis um 16 Uhr zum Soundcheck gerufen wird. Der ist zwar zügig abgehakt, dauert aber Dank Umbau auf Schandmäulchen trotzdem jedes Mal eine Stunde. Wobei 10 Minuten davon immer dadurch verstreichen, dass man auf irgendwelche Mitmusikanten wartet, die gerade irgendwo in der Nase bohren. Oder so…
Nach dem Soundcheck gibt es direkt Abendessen und dann heißt es auch schon sich umziehen und auf den Abend einstimmen. Inzwischen ist es ganz normal, dass der Abend ab Soundcheck quasi ohne Pause durchläuft. Bei einer normalen Rocktour ist zwischen Abendessen und Show noch rund 3 Stunden Zeit, die gibt es hier nicht.
Wir starten einen weiteren Flug ins Ungewisse und der Abend wir ein voller Erfolg. Zwar ist der Klang dieser Halle etwas steril, das tut der Stimmung aber keinen Abbruch. Das Publikum ist gut drauf, die Band ebenso und so wird es wieder ein ganz eigener, individueller und persönlicher Abend.
Nach der Show duschen wir kurz, dann geht es raus zu den Fans, wobei wir uns an den Seiten bewegen sollen bzw. sollten, denn hier im Foyer ist genau der Ladeweg und bald schon kommen die ersten großen Kisten auf ihrem Weg zum LKW.
Ich ziehe mich langsam zurück und irgendwann ist die ganze Kapelle samt Crew wieder an Bord. Dank einiger mitdenkender Autofahrer darf Danny heute unter äußerst „qualifizierten“ Kommentaren zeigen, wie man einen Bus samt Hänger auf einer Briefmarke wendet. Nach etwa 25 Minuten und etliche Nerven später sind wir dann auf der Straße und rollen in Richtung Halle.
Ich begebe mich in meine Koje.
Gute Nacht
Hipp Höpp
Ducky