11.12.2015 Halle, Steintor-Varieté

11.12.2015 Halle, Steintor-Varieté

Ich sitze wieder einmal an meinem Rechner und lasse den Tag von gestern noch einmal Revue passieren. Es gibt auf Tour ein Phänomen, das jeder, der schon einmal länger „on the Road“ war, kennt: Du steigst aus dem Bus und fragst dich: Wo war ich gestern nochmal? Ok, Halle weiß ich sofort, aber dann überlege ich, wo wir vorgestern waren. Erst nach einigem Grübeln und ein paar gedankliche Umwege komme ich auf Kaiserslautern. Was in keinster Weise heißt, dass man sich nicht erinnern möchte, aber das Zeitgefüge ist auf Tour ein komplett anderes. Gestern ist schnell ganz weit weg und ohne mein Tourtagebuch würde ich mich wohl kaum an so viele Details erinnern.

Es verändert sich

Es verändert sich

Doch wir sind beim Konzert in Halle: Ich stehe auf und das erste, das ich sehe, ist eine Großbaustelle. Das hatte uns irgendwer bereits im Vorfeld angekündigt. Hier wird wohl schon seit längerem und auch noch länger gebaut. Das Steintor-Varieté ist das älteste Varieté Deutschlands und an und für sich eine tolle Halle. Wäre da nicht die Baustelle… Die Backstageräume sind in Container verlegt, die notdürftig mit Heizgebläsen warmgehalten werden. Und der Ladeweg gestaltet sich für unsere Crew und die örtlichen Hands als äußerst schwierig. Erstens ist der Weg ziemlich weit und dann geht es noch über Straßenbahnschienen und andere Hindernisse. Außerdem muss Monique so schnell wie möglich wieder weg mit dem LKW. Manche Kisten müssen vor der Halle entladen werden, da sie nicht durch die Türen passen.

Irgendwie schaffen die Jungs und Mädels es aber doch wieder und alles steht an seinem Platz. Auch das 14 Uhr Case, das nahezu wichtigste der Produktion, seht parat und so steht dem Tagesritual nichts im Weg. Außer vielleicht, dass mal wieder auf die Nachzügler gewartet werden muss…

Neuer Tag, neue Stadt, neue Show! Auf diesen Tag. Auf Tour zählt kein morgen. Nur die Show heute.

Martin hat sich mit seinem Lichtpult in die örtlichen Dimmer gelockt und zaubert jetzt lustige Lauflichter in die Rundumbeleuchtung der Bühnenumbauung. Da kommt Varietéstimmung auf und man fühlt sich in die frühen 70er zurückversetzt. Wenn jetzt noch Dieter Thomas Heck auftauchen würde, niemand würde sich wundern.

Micha hat derweil den Theaterfundus irgendwo hinter der Bühne entdeckt und ich bitte ihn, ein paar nette Kopfbedeckungen auszusuchen, mir NICHT zu zeigen und für den „Wandersmann“ parat zu halten. Ich habe da was vor….

Punkt 16 Uhr ist wieder Soundcheck, wieder geht er schnell von der Hand, wieder ist Umbau auf Schandmäulchen und wieder warten wir, bis sich alle wieder auf der Bühne eingefunden haben. Immer diese Vorbands 😉 …

Im Anschluss gibt es Abendessen und dann frage ich mich plötzlich, wo eigentlich die Garderobencases stehen. Die habe ich heute noch gar nicht gesehen. Thomas erklärt es mir und ich bahne mir den Weg durch die Baustelle hinter die Bühne. Da stehen die Kisten und ich hole mir gerade rechtzeitig vor Einlass meine Klamotten für den Abend: Hemd und Hose für Schandmäulchen und den Smoking fürs Hauptset.

Dann heißt es sich umziehen und sich auf den Abend einzustimmen. Und ein weiterer einzigartiger Abend nimmt seinen Lauf…

Zum Wandersmann hat Micha ein Paar überdimensionale Fühler für mich und einen Sonnenstrahlenkranz für Thomas ausgesucht, die bekommen wir jetzt aufgesetzt. Sehr schön…. Micha selbst flattert als Schmetterling mit Flügelchen über die Bühne und es kostet mich alle Selbstbeherrschung, um nicht vor Lachen vom Stuhl zu kippen…

Nach gut 2 Stunden ist das Hauptset schließlich rum und wir ziehen uns kurz um. Dann geht es nochmal raus in den Vorraum der Halle zu den Fans. Es gibt Fotos und Autogramme und viele nette Gespräche. Dann geht es wieder zurück in den Backstagecontainer, wo der Abend sich dem Ende entgegen neigt und wir schließlich wieder an Bord des Busses klettern. Weiter geht es nach Offenbach.

Ich kann noch lange nicht schlafen und gegen 4 stehe ich nochmal auf. Thomas geht es ähnlich. Der sitzt vorne beim Fahrer und zählt Mittelstreifen. Ich störe ihn nicht und zähle still für mich Leitpfosten. Dann versuche ich es noch einmal mit der Koje und meinem Kopfkissen.

Gute Nacht!

Hipp Höpp

Ducky