14.1.2012, Tuttlingen, Stadthalle

14.1.2012, Tuttlingen, Stadthalle

Guten Morgen, liebes Tagebuch,

es gibt ihn tatsächlich, sogar für mich! Den Nightlinerschlaf! Nachdem die Nacht davor -vorsichtig ausgedrückt – recht kurz ausgefallen ist, was aber nicht an Busfahrerin Jana liegt, denn die macht einen hervorragenden Job (das war ein Kompliment!), schlafe ich heute wie ein Stein. Um halb 10 zwingt mich ein dringendes menschliches Bedürfnis kurz in die Stadthalle, dann lege ich mich nochmal lang und schlafe bis halb eins. Herrlich!
Jetzt kann der Tag aber endgültig kommen und ich verlasse den Bus ein weiteres Mal. Da steht sie, die gigantische Stadthalle, idyllisch am Wasser gelegen. Kosten lagen angeblich bei rund 75 Millionen €. Ganz ordentlich, für eine 35000-Seelen-Gemeinde…
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Es gibt Stadthallen, die haben den Charme eines Luftschutzbunkers, diese Halle hier ist aber tatsächlich ganz nett. Und Nett ist hier NICHT als der kleine Bruder von Scheiße gemeint!
Die Backstageräume sind hell und groß und vor allem warm, wenn man bedenkt, dass über Nacht tatsächlich noch einmal der Winter eingekehrt ist.

Die Crew, schon fleißig am Aufbauen, hat ein ganz anderes Problem: Ruben fehlt. Verschlafen am 3. Tourtag? Als Ruben endlich auftaucht, wird schnell klar, was los war. Sean hat sich vom Weckerklingeln gestört gefühlt und ihn einfach ausgemacht. Ohne Ruben zu wecken. Alles klar, Herr Kommissar… Dann kann‘s ja jetzt reibungslos weiter gehen.

In den Garderoben ist inzwischen eifriges „wie komme ich ins Internet“ angesagt, bei mir läuft‘s zum Glück problemlos. Irgendwann wird jeder fündig und ein eifriges Arbeiten in Laptop-City beginnt. Bis zum Soundcheck um 16 Uhr. Wir lassen uns heute viel Zeit und so ist es nicht mehr lange bis zum Abendessen. Was jetzt folgt ist Touralltag. Ein wenig gepflegte Langeweile. Die Zeit, irgendetwas anzufangen ist einfach zu kurz, zum Nichtstun allerdings doch zu lang. So beschäftige ich mich mit netten Nichtigkeiten und in dieser Phase des Tages entdecke ich immer ganz großartige Kleinigkeiten. Der Griff von Matthias Koffer zum Beispiel hat einen ziemlich strammen Federmechanismus. Die Folie, die die Servietten umschließt ist punktuell geklebt und nicht verschweißt. Die Neonröhre am Spiegel flackert rechts unten…
Entsprechend oft hallt mir der Satz „oh Gott, dir ist doch schon wieder langweilig“ entgegen. Da hilft die beste Tarnung nichts, irgendwie scheint man mir das anzumerken. Vor allem Mutti Dirk hat da inzwischen einen Spezialblick entwickelt…

Wie jeden Tag ist es auch heute irgendwann soweit, dass Burn mit ihrem Programm durch sind und wir nach einem kurzen Umbau unsere Show starten können. Thomas passiert dabei gleich bei der ersten Ansage der totale Supergau, etwas, von dem man sich denkt, sowas kann einem im Leben nicht passieren. Doch es geht tatsächlich und unser Sängerknabe ist dem Tourplan einen Tag voraus und begrüßt statt Tuttlingen Mainz. Wenigstens merkt er es aber sofort und bekommt so irgendwie noch die Kurve. Ich brech fast ab vor Lachen und einer lustigen Show steht somit nichts mehr im Wege. Dabei entstehen in der Interaktion mit dem Publikum ganz neue Formen der Animation. Kracher des Abends: Zombieslowmotion! Da will ich gar nicht zu viel verraten, wer’s erlebt hat weiß, wovon ich rede… Ansonsten habt ihr anderen vielleicht bald mal die Gelegenheit, das live zu erleben…

Nach zwei Stunden verlassen wir immer noch gackernd vor Lachen die Bühne. Da wird was in die Geschichtsbücher eingehen. Toll war’s hier in Mainz … ääääääähhhhhh, Tuttlingen!
Jetzt heißt es schnell trockenlegen und dann ab ins Foyer der Halle, wo die Fans auf uns und unsere Eddings warten. Ziemlich viele Fotos und Gespräche später begeben wir uns wieder backstage. Abfahrt ist heute erst um 5 Uhr morgens, Zeit für Gespräche und Diskussionen und den einen oder anderen Besuch im jeweils anderen Bus. Mich ruft gegen 3 die Koje. Bis später in Mainz. Diesmal wirklich…

Hipp Höpp

Ducky