15.1.2012, Mainz, KUZ

15.1.2012, Mainz, KUZ

Guten Morgen, liebes Tagebuch,

Ich habe ein ausgesprochen gutes Gedächtnis, was die Klubs, Hallen und Festivals betrifft, die wir bisher bespielt haben. Zu nahezu jedem habe ich ein Bild im Kopf und kann die Umgebung beschreiben. Über das KUZ in Mainz zerbreche ich mir allerdings vergeblich den Kopf, ich bekomme einfach keine Daten in mein Rechenzentrum.
So klettere ich in meine Koje, ohne zu wissen, wohin die Reise führt. Das ändert sich schlagartig am Morgen, als ich aus meiner Koje kletter und auf den Rhein blicke. Ja, hier waren wir schon mal! Links die Promenade runter war ein Volksfest, wo es lecker Bier und Bratwürste gab, das Wetter war traumhaft, wir saßen vorm Klub im Freien und ich habe ausgiebig Stronghold Cruisader auf meinem Rechner gespielt…
Jetzt ist er wieder da, der Film!
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Heute ist das Wetter zwar auch gut, bei Temperaturen um den Gefrierpunkt will aber niemand draußen sitzen. Und der Klub selber ist noch genauso hässlich wie damals, sodass ich beschließe, mein Büro heute im Bus aufzubauen. Der moderne Nightliner, zumindest wenn er von Coach Service ist, verfügt heutzutage über W-Lan und so ist das Internet auch hier problemlos verfügbar und ich muss mich nicht ins zugige Foyer setzen.

Problem heute wird sein, wie wir oder besser gesagt die Crew überhaupt die Bühne mit Aufbauten, Licht und Ton bauen soll. Die Decke ist zu niedrig, als kann das Schlagzeug nicht so hoch gestellt werden wie sonst. Somit fallen die Bühnenelemente (Neudeutsch: Riser) für Matthias und mich einfach weg, damit die Schießbude von Stefan nur leicht erhöht stehen kann. Das wiederum bedeutet, dass ich nicht über meinen Gitarrenboxen stehen kann wie sonst und Hiasl nicht über seiner Bassbox. Die werden schön seitlich aufgebaut. Alles nicht so wild, blöder wird’s für Martin, denn man kann auch kein Licht HÄNGEN, sprich: alles muss GESTELLT werden. Man kann das Ganze heute also als abgespeckte Version bezeichnen…

Wie schon erwähnt verbringe ich den halben Tag im Bus und laufe nur zwischenzeitlich am Catering ein, um meine Futterluke zu befüllen. Dadurch ist es erstaunlich ruhig und chillig, abgesehen vom kurzen Tornado, als Jana ihren Dyson anschmeißt und durch den Bus saugt. Gut, man soll Arbeitswütige nicht aufhalten und bald kehrt auch wieder Ruhe ein. Eine Ruhe, die schwer wie Blei ist und unaufhaltsam meine Augenlider nach unten zieht. Bevor ich im Sitzen einschlafe, lege ich mich noch ein entspanntes halbes Stündchen aufs Ohr, dann geht’s zum Soundcheck. Passt alles recht schnell und so heißt es bald danach Abendessen. Wieder mal sehr lecker heute und man muss schon eine ordentliche Portion Selbstbeherrschung an den Tag legen, um sich nicht den Bauch so voll zu hauen, dass nichts mehr geht.

Bis zur Show bin ich wieder im Bus, eine knappe Stunde vor unserem Auftritt begebe ich mich in die Garderobe. Der Saal ist restlos ausverkauft und entsprechend stickig die Luft schon zum Support. Ich gebe den Jungs von Burn noch ein kleines Startgetränk mit auf den Weg und der Abend beginnt.

Schließlich sind wir selber dran, nachdem alle Kisten von Burn von der Bühne und durch unsere Garderobe gerollt sind und Murdock die Bühnenseiten der Mädels mit Waffeln und Wurstbroten gegen den Unterzucker im schwangeren Zustand bestückt hat.
Die Show beginnt und es ist heiß und stickig, Anna hat ein paar schwangerschaftsbedingte Beschwerden, die sie aber dank Hocker gut meistert und wir schließlich bei der Zombieslowmotion landen. Die ist heute wieder der Brüller und zieht sich selbst bis in die letzte Nummer „willst du“. Da legt sich Bifi selbst ein Ei, als sie vor mir ein Monstergesicht macht. ICH kann nämlich während ich lache Gitarre spielen, mit der Flöte ist das schwieriger und so brauchen wir einen zweiten Anlauf…

Ein schöner erster Tourblock geht zu Ende und wir können jetzt 3 Tage zuhause ausspannen, bevor wir wieder in See stechen. Nach einer viel zu kurzen unruhigen Nacht landen wir in Gröbenhell und ich mache mich auf den Heimweg.

Bis bald!

Hipp Höpp

Ducky