17.12.2015, Weimar, Weimarhalle

17.12.2015, Weimar, Weimarhalle

Es geht wieder los. Unsere ausgedehnte Akustiktour geht in die letzte Runde. Der letzte große Viererblock steht in den Startlöchern. Wie immer startet das Ganze am Vortag und ich spiele ein paar Infospuren im heimatlichen Proberaum ein. Dann kommt gegen 23 Uhr der Bus und wir legen ab in Richtung Weimar, wo wir tatsächlich das erste mal in unserer Bandgeschichte spielen.

Und Sie spielte Cello

Und Sie spielte Cello

An Weimar habe ich schöne Erinnerungen, ich war hier Anfang der 90er, also kurz nach der Wende, mit dem Deutsch LK eine Woche lang auf Kulturfahrt. Das war ein tolle Zeit und ich habe Weimar als schönes Städtchen in Erinnerung. Ich wollte damals unbedingt einen Trabbi kaufen, es gab aber leider keine mehr und so ging es doch wieder mit dem Zug zurück. Doch ich schweife ab…

Es zieht mich heute recht bald in meine Koje und als ich erwache, stehen wir vor der neuen Weimarhalle. 1997 wurde das alte Gebäude wegen statischer Mängel abgerissen und darauf in ähnlichem Stil neue erbaut. Zwei Säle sind untergebracht, ein großer und ein kleiner. Wir spielen im großen und es dauert ein bisschen, bis ich mich auskenne, so weiträumig ist die Halle. Ein Aufzug führt in den zweiten Stock, wo die Backstageräume sind. Als sich die Türen hinter mir schließen, sich aber kein Knopf mehr drücken lässt und sich das Ding auch sonst nicht bewegt, steige ich gerne wieder aus und nehme die Treppe. Die werde ich heute noch öfter nehmen…

Es ist noch relativ früh, die Kollegen schlafen zum Großteil noch, einen Tourbericht gibt es noch nicht zu schreiben und die wichtigsten Mails habe ich zügig erledigt. Also habe ich Zeit, ein wenig in die Stadt zu laufen. Weimar ist immer noch und jetzt umso mehr ein richtig schönes Städtchen. Und da ich dieses Jahr dank Tour auf noch keinem einzigen Weihnachtsmarkt war, besuche ich eben diesen hier. Und der ist ist wirklich sehenswert!

Rechtzeitig zum 14 Uhr-Ritual bin ich wieder in der Halle und wir können einen weiteren Showtag einläuten.
Die meiste Zeit verbringe ich heute mit Laufen. Vom Backstage im zweiten Stock zum Catering zum Beispiel geht es erst einmal hinunter zum Erdgeschoss, dann im Foyer an der gesamten Halle entlang auf die gegenüberliegende Seite, dort in den Keller und dann neben den Damentoiletten durch eine Türe. Voila!
Zurück geht es den gleichen Weg in umgekehrter Reihenfolge und auf halber Strecke etwa liegt der Bühneneingang. Von hieraus gibt es noch einen anderen Weg nach oben, der aber erst frei ist, nachdem die Brandschutztüre geöffnet wurde, das geht aber nur von einer Seite und so stehe ich plötzlich unterm Dach. Hier will ich nicht hin, also wieder ganz runter, an der Bühne vorbei und auf der gegenüber liegenden Seite wieder hoch. Jetzt kann ich die Brandschutztüre öffnen und in Zukunft den kürzeren Weg nehmen. Vorausgesetzt, niemand macht die Türe zu…

16 Uhr ist Zeit für den Soundcheck, eine Klaviernummer, eine Nylonnummer und den Opener spielen wir an, wobei Thomas bereits nach ein paar Takten stimmlich „ausgecheckt“ wird, die ist nämlich vom Dauereinsatz ganz schön angeschlagen. Aus diesem Grund fliegt auch die für ihn anstrengendste Nummer kurzerhand aus dem Set. Es wird umgebaut auf Schandmäulchen und hier spielen wir nur kurz die Instrumente an, das reicht.

Jetzt beginnt die Völkerwanderung zum Catering. Sehr lecker heute! Und schon ist es Zeit, sich umzuziehen und auf den Abend einzustimmen. Stadthalle bedeutet wieder: Es wird eingegongt und so wissen wir ganz genau, wann es auf die Bühne geht.

Beim Vorprogramm denke ich mir, dass das Publikum etwas verhalten ist, wobei ich uns selbst heute auch nicht als die aller Spritzigsten empfinde.
Das ändert sich zum Hauptset. Das Publikum erweist sich als großartig und mit genau der richtigen Mischung aus Zuhören und Mitfeiern, Thomas ist zwar stimmlich angeschlagen, aber in Höchstform und hat das Publikum voll im Griff und auf seiner Seite. Und bei mancher Nummer denke ich mir heute sogar, dass wir sie so immer spielen sollten.

Nach der Show versuche ich, die Dusche zum Laufen zu bringen und irgendwann gelingt mir das auch irgendwie. Für jeden Quatsch gibt es EU-Normen, nur nicht für die Bedienung von Autos und von Duschen…

Dann geht es raus zu den Fans und schließlich wieder zurück Backstage. In meinem Handy ist ein Schrittzähler, ich komme heute auf gut 10 Kilometer, wobei ich das Handy noch nicht einmal bei jedem Schritt in der Tasche habe.

Gegen halb 1 müssen wir raus hier und klettern in den Bus. Noch ein bisschen zusammen sitzen und dann ruft mich die Koje. Auf geht’s nach Hamburg!

Gute Nacht

Hipp Höpp

Ducky