19.8. – 20.8., Ravensburg, Ulm

Die kurze Woche zu Hause ist im Flug vergangen. Mein Schlafdefizit hat ein paar weitere Stunden auf die Uhr bekommen, denn das lang versprochene Zelten mit meiner Tochter stand auf dem Programm. Dummerweise bei Vollmond und so habe ich mich gefühlt wie auf einem voll beleuchteten Fußballplatz…
Etwas übernächtigt setze ich mich Donnerstag Nachmittag ins Auto und düse zum Proberaum. Heute steht neben der Probe noch ein Meeting mit unserem Produktionsleiter Martin auf dem Programm. Wie soll das Bühnenbild auf der nächsten Tour aussehen? Wir kommen zu einem schönen Ergebnis und sind gespannt auf die Umsetzung.
Nach einer knackigen Probe für den Akustikstream am 9.9. (für den es Karten bei EMP zu gewinnen gibt...) holt uns der Nightliner ab und wir machen uns an atemberaubende 180 Kilometer nach Ravensburg.
Ich erwache bei herrlichem Sonnenschein. Aus produktionstechnischen Gründen wurde heute in die Oberschwabenhalle verlegt. Das wird Sauna heute… Morgen ist dann dafür Open Air, da ist Regen angesagt.
In der Halle ist es ab Mittag und schon ohne Publikum brütend heiß und heute bin ich froh um die kurze Spielzeit. Doch erst einmal ist Soundcheck und danach setzen wir uns zusammen, um uns eine Setliste für die anstehende Herbsttour auszudenken. Wir sind uns bis auf wenige Ausnahmen relativ schnell einig, was wir dem Publikum vom neuen Album und von alten Klassikern und selten gespielten Raritäten präsentieren wollen. Na dann… Ran an die Instrumente und das fröhliche Proben kann beginnen. Erst zu Hause jeder für sich und dann im Proberaum. Und schließlich in einer Halle mit Bühnenaufbau. Schön Schritt für Schritt, bis wir dann das erste Mal mit neuem Programm vor Publikum stehen. Und in Wahrheit beginnt die Show sich dann erst zu entwickeln, denn ein Konzert ist immer auf eine Interaktion mit den Fans und die ist nun Mal nicht zu Proben.
Jetzt ist noch Zeit, einen Happen zu essen und dann geht auch schon die Einstimmung auf den Abend inclusive Umziehen, Ritualisieren und Anstoßen los.
Wir machen uns auf den Weg zur Halle und brechen durch die Wand aus Hitze und Luftfeuchtigkeit. Los geht’s! Das Publikum ist super drauf, Thomas in Hochform und so vergeht die halbe Stunde bzw. die 6 Nummern wahrlich wie im Fluge.
Umziehen, Duschen und Ausdampfen stehen auf dem Programm, bevor es wieder zu den Fans geht und wir wieder fleißig Autogramme verteilen.
Mit plattgedrückten Füßen und leeren Kartons ist es schließlich Zeit, den Feierabend einzuläuten.
Wir sitzen vor den Bussen und die Stagehands dürfen endlich Fotos machen. Sie haben jetzt auch Feierabend und darum dürfen sie mit den Musikern reden. Kein Witz, das steht wohl tatsächlich in den Dienstanweisungen…
Irgendwann ruft mich die Koje. Heute Nacht fahren wir gerade mal 90 Kilometer, mal sehen, wie das dann mit Schlaf aussieht.

Es sieht bescheiden aus! Aus irgendeinem Grund komme ich nicht zur Ruhe. Ich wälze mich hin und her und her und hin und verpasse einen Totpunkt nach dem anderen. Um halb 8 kapituliere ich und verlasse meine Koje. Nicht schlafen kann ich auch backstage. Das Kloster Wiblingen ist eine tolle Location und mitten im Backstagebereich steht ein großer Ahorn mit Sitzbank davor. Die Sonne scheint, zumindest bis mittags und es läßt sich wunderbar aushalten. Kevin, seit gestern nur noch „Gott“ genannt, weil er für so ziemlich ALLES zuständig war incl. Stagemanagement und Security, läuft zu kreativer Höchstform auf und tobt sich an PC, Drucker und Laminiermaschine aus. Garderobenschilder werden neu gestaltet und am Produktionsbüro prangt ein gar göttliches Bild mit dem Hinweis „ich kann helfen“.
Zum Soundcheck von Unheilig sitzen wir auf dem Laufsteg, Stefan hat dazu 2 Liegestühle organisiert und mit dem Laufpublikum, das nachmittags noch auf dem Klostergelände sein darf hat es so ein leichtes Feeling von Tierpark..
Anschließend steht dann unser Soundcheck an, danach Wincent Weiß und dann Be One. Immer in umgekehrter Auftrittsreihenfolge. Das hat den Vorteil, dass jede Band ihre Backline stehen lassen kann und von Umbau zu Umbau immer weniger Gerätschaften auf der Bühne stehen. Rechtzeitig zu unserem Soundcheck beginnt es zu schütten. Der Laufsteg ist patschnass, ebenso die Bühnenkante und es wird spürbar kälter. Es bleibt bedeckt und regnet ab jetzt immer wieder.
Pünktlich um halb 8 ist unsere Auftrittszeit, das Wetter hält halbwegs und es wird ein weiterer schöner Abend. Überhaupt muss ich an dieser Stelle einmal sagen, dass es mit der ganzen Konstellation aus Crew und Bands ein echter Spaß ist, gemeinsam unterwegs zu sein. Im Vorfeld waren wir zugegebener Maßen etwas skeptisch, schließlich waren wir noch nie irgendwo als Support mit. Ähnlich ging es umgekehrt der Unheilig-Crew, denn eine kleine Band sind wir ja nun auch nicht mehr. Hat sich alles als total irrelevant gezeigt. Wir haben uns gegenseitig ins Herz geschlossen und mir persönlich wird es schon komisch vorkommen, wenn das am 10.9. alles rum ist.
Bei Unheilig beginnt der Regen von neuem und wir sehen die Autogrammstunde schon fast gescheitert. Da hat Thomas die Idee mit dem Torbogen. Da ist es trocken. Gesagt, getan. Schließlich werden wir doch in den Regen gedrängt und es ist etwas chaotisch heute. Trotzdem wollen erstaunlich viele Menschen ein Autogramm, bis schließlich die Stifte auf den durchnässten Karten versagen und wir uns wieder unter den Torbogen zurückziehen.
Schließlich reißen wir die Zelte ab und feiern im Backstage noch mit unseren neu gewonnenen Freunden den Abend, die Tour und das Leben an sich.
Irgendwann falle ich dann kaputt und nicht mehr ganz nüchtern in meine Koje.

Gute Nacht

Hipp Höpp
Ducky