23.2.2018 – 24.2.2018, Osnabrück, Hyde Park & Wacken Winter Nights
23.2.2018 – 24.2.2018, Osnabrück, Hyde Park & Wacken Winter Nights
Guten Morgen liebes Tagebuch!
Jetzt ist es angebrochen, unser Jubiläumsjahr! 20 Jahre gibt es diese Kapelle nun. Das ist ein Grund einmal richtig stolz auf ein halbes Leben zurückzublicken. Und wenn ich manche Konzertbesucher sehe, dann sind diese vielleicht gar zu unserer Musik entstanden. Oder zumindest damit aufgewachsen.
Vor den Wacken Winter Nights haben wir relativ kurzfristig noch einen Zwischenstopp auf dem Weg nach oben eingebaut. In Osnabrück, im altehrwürdigen Hype Park. Hier waren wir schon ewig nicht mehr, das letzte Mal tatsächlich 2007! Es wird also Zeit, dem geschichtsträchtigen Bau wieder einmal einen Besuch abzustatten. Und weil es in Wacken um diese Jahreszeit arschkalt ist, tut eine Warmup-Show bestimmt ganz gut.
Wir reisen mit einem chiquen Beat the Streat Doppeldecker. Ich bin wie immer ziemlich früh wach und froh, dass es bereits Zugang zum Klub und Frühstück gibt. Jetzt kann schon mal nichts mehr schief gehen.
Die Crew beginnt um 12 mit dem Ausladen und aufbauen, was auf der relativ kleinen Bühne zügig geht, weil die Hälfte von Licht und Bühnendeko gar nicht aufgebaut werden kann. Macht aber nix, diese improvisierten Shows sind oftmals die allerbesten.
Am Nachmittag bekommen wir Besuch und ein sehr interessantes Buch über den Hyde Park geschenkt. Sehr interessant und eine nette Idee. Man hinterfragt nur sehr selten, was die einzelnen Hallen für Geschichten hinter ihren Mauern verbergen oder beschränkt sich auf „xy haben hier auch schon gespielt“.
Als Vorband ist heute Mythemia mit von der Partie, sie hatten sich auf einen Facebookaufruf um den Anheizerposten beworben und schließlich von uns den Zuschlag bekommen. Schöne Musik, folklastig und bis auf einen E-Bass rein akustisch gehalten. Mir gefällt’s, vor allem die Balladen. Die Truppe werde ich mal im Auge behalten.
Um 19.15 Uhr eröffnen Mythemia schließlich den Abend und um 20.30 Uhr ist es an uns, die Bühne zu entern. Es wird ein rundum lustiger Abend mit spontanem Blödsinn und anderen Blitzideen. So simuliert Thomas bei der „goldenen Kette“ einen Bandhänger und wiederholt immer die gleichen 3 Wörter. Hier sei noch einmal kurz erwähnt, dass es bei uns weder Voll- noch Teilplayback in Form irgendwelcher Zuspieler gibt. Es läuft nicht einmal ein Klick. Alles pur und tatsächlich live! Das gibt einem aber genau diese Freiheiten und Platz für spontane Einlagen. Wir stehen da drauf und Thomas ist in Höchstform und teilweise zum Brüllen komisch.
So verlassen wir gut gelaunt die Bühne und trinken mit vielen netten Menschen noch leckere Getränke, bevor es um halb 2 endgültig „alle an Bord“ heißt. Auf nach Wacken!
Ich erwache vom Geruckel. Der Busfahrer muss rückwärts samt Hänger in eine ziemlich enge, mit Bauzaun umstellte Parkbucht. Das braucht ein paar Anläufe und ich kullere in meiner Koje hin und her. Da kann ich auch gleich aufstehen und mich nach den Toiletten umschauen. Bänder haben wir noch keine und so muss die Security mir vertrauen und ich wiederum der Merkfähigkeit der Ordnungshüter, dass sie mich auch wieder zurück zum Bus lassen. Es ist dank Ostwind und Kälteeinbruch ein Hauch Sibirien zu spüren und ich bin froh, dass ich viele warme Klamotten dabei habe. Backstage ist es dagegen warm. Fast schon zu warm. Heute scheint es, als gäbe es nur heiß oder kalt. Also ist der Rhythmus: Anziehen – ausziehen – anziehen – ausziehen …
Und schließlich steht die Frage der Fragen im Raum: Wie warm ist es nachher auf der Bühne im Eispalast? Es gibt ein Heizgebläse, viele Zuschauer tun ihr Übriges. Trotzdem: Der Wind ist saukalt. Mal abwarten… In der Zwischenzeit gilt es, viel Zeit totzuschlagen und immer, wenn man an so einem doch recht langweiligen Tag etwas vorhat, kommt irgendwer mit irgendetwas vermeintlich Wichtigem um die Ecke. Wenn dagegen stundenlang nichts ist außer subtile Beschäftigungsversuche, dann ist garantiert keine sinnvolle Aufgabe zu erledigen… Als weiteres Hindernis gibt es noch Sprachbarrieren zu überwinden. Wir kommen ja bekanntermaßen aus Bayern, sind aber alle eindeutig des Hochdeutschen mächtig. Leichte Defizite weißt unser Tontechniker Andi auf. Die niederbayerischen Wurzeln sind nicht zu verleugnen. Was schließlich in der netten Aufforderung eines örtlichen Helfers endet, er möge bitte Englisch sprechen, das mache die Kommunikation bestimmt einfacher…
Der Tag verstreicht und ich halte mich viel in unserem tollen Backstageraum auf. Groß, warm, schön ausgestattet mit diesen wahnsinnig geilen Case-Couchen. Sowas hätte jeder von uns gerne zuhause! Und alles ist natürlich gebrandet mit „Wacken“. Und zwar wirklich alles! Die Seife, Salz und Pfeffer, Fußabtreter, Schneekugeln, Servietten, Handtücher, Feuerkörbe, Strandkörbe, Liegestühle. Alles.
Ich besuche zwischenzeitlich die vor uns spielenden Kollegen im großen Zelt, um ein wenig die Temperatur einschätzen zu können, die hier im Allgemeinen herrscht. Es ist gar nicht wirklich kalt und so beschließe ich, dass die ganz normale Bühnenklamotte mit einem zusätzliche warmen Funktionsshirt reichen sollte. Mal sehen…
Irgendwann haben wir den Tag tatsächlich rumgebracht und es ist Zeit, uns auf den Weg zur Bühne zu machen. Eine Zwischenstation gibt es in einem beheizten Container hinter dem Zelt. Wir ritualisieren hinter der Bühne und dann geht es los! Live gestreamt ins WWW starten wir gut gelaunt in die Nacht. Es ist angenehm, man schwitzt (auf der Bühne eh immer irgendwie) und alles ist fein. Doch dann gehen entweder die Heizer aus oder irgendwo wird die Plane geöffnet, vielleicht um schon irgendwas zu laden. Auf alle Fälle wird es ab der Hälfte der Show reichlich kalt. Jetzt wünsche ich mir doch meine langen Kniestrümpfe zur Lederhose und die warme Wollweste. Tja, Pech gehabt. Da muss er jetzt durch. Ich versuche den Wärmeverlust durch gesteigerte Aktivität körperlicher Art auszugleichen, was den „Erfolg“ hat, dass ich noch mehr schwitze, was wiederum zu verstärkter Auskühlung führt. Egal… Es macht trotzdem viel Spaß und wir feiern einen tollen Abend hier auf den Wacken Winter Nights. Im Sommer kommen wir dann wieder!
Nach der Show legen wir uns kurz trocken. Zum Duschen ist mir zu kalt, das muss bis morgen warten. Schnell noch alles zusammenpacken und etwas von der heißen Gulaschkanone naschen, dann geht es auch schon zum Bus, um die lange Heimreise anzutreten. Wir trinken noch einen Absacker, dann ruft mich die Koje!
Es war ein tolles Wochenende und ich freue mich auf unser Jubiläumsjahr mit vielen schönen Konzerten und einem tollen neuen Album!
Gute Nacht
Hipp Höpp
Ducky