24.10.2014, Würzburg, Posthalle

24.10.2014, Würzburg, Posthalle

Guten Morgen, liebes Tagebuch!

3 Tage Pause zwischen den Tourblöcken. 3 Tage, die ganz wunderbar reichen, um sie vollzupacken mit Arbeit zuhause und um sich beim verrotzten Töchterlein einen ordentlichen Schnupfen abzuholen und ihn in die Weltgeschichte zu tragen. Am Mittwoch fällt dann auch noch der erste Schnee in meiner niederbayerischen Heimat Niederbayern und so ist es an der Zeit, Winterreifen aufzuziehen.

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Dann bekommt mein Rechner keinen Saft mehr und zum Glück ist es nur das Netzteil, das offensichtlich den Schweizer Strom nicht so gut verkraftet hat. Neues Netzteil und die Sache läuft wieder. Nicht dramatisch, aber lästig, weil es nicht auf der Uhr stand…

Donnerstagabend treffen wir uns für eine erste Probe für die Show in Bochum am 14.11. Hier werden wir ja einmalig das komplette Unendlich-Album spielen. Gar nicht so ohne, das auf einer Gitarre umzusetzen und so verbringe ich den Tag damit, mir Gedanken dazu zu machen und einiges auszuprobieren und dann am Abend mit den Kollegen umzusetzen.

Gegen Mitternacht pickt uns der Nightliner auf und wir machen uns auf den Weg nach Würzburg. Nachdem wir regelmäßig in Nürnberg spielen, waren wir direkt in Würzburg bisher eher selten, in Tat und Wahrheit fällt mir eigentlich nur das Konzert im Festungsgraben ein. Es ist also an der Zeit, hier auch einmal eine Indoor-Show zu spielen. Da ist als Lokation eigentlich nur die Posthalle. Nun, meine Lieblingshalle wird das in diesem Leben nicht mehr. Es ist alles ok, aber hat eben den Charme einer – Achtung, Überraschung – alten Posthalle… Die Backstageräume sind entsprechend wohl ehemalige Beamtenbüros und die Halle selbst ist riesig, immer wieder durch Vorhänge abgeteilt, die Decke „zieren“ dicke Betonträger und anscheinend gibt es hier unterschiedliche Partyareas. In einer Ecke z.B. entdecke ich Strandliegen auf einem künstlichen Sandstrand…

Mit der Bühne hat unsere Crew ein wenig zu kämpfen. Sie ist zwar ausreichend breit, aber es fehlt ihr deutlich an Tiefe, sodass Improvisation gefragt ist.
Oben im Backstagetrakt gibt es Frühstück, allerdings ist der komplette Strom ausgefallen. Das wird eilig behoben, damit Rührei Realität wird. Ein sehr zuvorkommender junger Mann organisiert inzwischen Kaffee in Pappbechern, denn auch die Kaffeemaschine läuft ohne Strom keinen Meter.

Irgendwann sind alle Widrichkeiten behoben, unser Backstagebeamtenbüro mit Blick auf den Bahnhof erwärmt und schließlich kommt sogar die Sonne raus. Aha, da hinten sind Weinberge!

Um 16 Uhr steht der Soundcheck an. 2 Nummern reichen, dann überlassen wir die Bühne Martin, um die Bühne einzuleuchten. Und dann dürfen Feuerschwanz den wenigen Platz zwischen Bühnenkante, Licht und unseren Risern sinnvoll nutzen. Immer wieder erstaunlich, was man doch auf so wenig Platz gezimmert bekommt. Bühnentetris vom Feinsten…

Um 17 Uhr stehen 2 Meet and Greets auf dem Zettel. Ein paar nette Leute dürfen hinter die Kulissen schauen. Mir wird in solchen Momenten immer klar, dass das, was uns als Band Alltag und völlig selbstverständlich ist, für andere ein Mysterium und etwas ganz besonderes darstellt. Unterm Strich ist aber immer schnell klar, dass wir alle nur mit Wasser kochen und einen ein AAA-Pass nicht zu einem besseren Menschen macht. Oh… Doktor Duckstein ist im Philosophiemodus…

Um 18 Uhr steht das Abendessen bereit. Sehr lecker! Nur das Gemüse ist anscheinend nicht kompatibel mit meiner Darmflora, das merke ich aber erst, als ich auf der Bühne stehe. Ein Rückstoßprinzip vom Feinsten. Mein persönlicher Raketenantrieb um auf den Riser zu gelangen. Und die Nase wird auch wieder frei dabei…

Es wird ein lustiger Abend mit einem Sänger, der sein Entertainertalent voll ausspielt und das Publikum in eine Bilderwelt der Phantasie entführt und so technische Widrichkeiten geschickt zu unserem Vorteil verwandelt. Wer braucht schon eine Kiste, wenn man eine virtuelle vorgespielt bekommt?

Nach der Show heißt es schnell duschen, dann warten noch viel Fans auf uns, die alle ihre Unterschriften und Fotos bekommen. Und dann machen wir uns wieder auf den Weg. Nach Kiel. Gute 600 Kilometer… Komisches Routing schon wieder. Wer denkt sich eigentlich sowas aus?

Wir sitzen noch zusammen, bis gegen halb 3 meine Regler auf Notstrom fahren und ich mich in meiner Koje zusammenrolle.

Licht aus und gute Nacht!

Hipp Höpp

Ducky