24.6.2011 Helmstedt, Waldbrandfestival
24.6.2011 Helmstedt, Waldbrandfestival
Guten Morgen, liebes Tagebuch!
Von Wien nach Helmstedt sind es flockige 900 Kilometer, mit Bus rund 12 Stunden Fahrt. Das bedeutet eine lange Nacht in der Koje und die letzten zwei Stunden sitze ich unten und schaue die Landschaft an.
Wir nähern uns dem Festivalgelände. Dass das hier heute etwas Kleines wird war im Vorfeld klar. Dass es aber dermaßen back to the roots geht dann doch nicht.
Mein persönliches Highlight sind gleichmal die beiden Dixitoiletten, die im Backstagebreich stehen. Ich benötige etwa eine halbe Rolle Klopapier, um eines der Dinger halbwegs benutzbar zu machen. Passend dazu schüttet es aus Eimern, der ganze Platz ist eine Schlammwüste. Gut, dass wir kein Backstagezelt haben, das würde bestimmt absaufen. So wie die Bühne zum Beispiel. Die hat dank tiefsinnig überlegter Konstruktion einen eingebauten Wasserfall, denn die Dachschräge des Monitorplatzes reicht hübsch in die Bühne und leitet ganz wunderbar die Wassermassen, die es nicht vorher schon durchs eigentliche Bühnendach geschafft haben, direkt neben das Schlagzeug. Kurzfristig habe ich so gemeine Gedanken wie „jetzt bitte eine Sturmböe, die dieses Elend einfach wegfegt“. Die Sturmböen kommen tatsächlich, doch die Hui-Hui-Konstruktion hält gerade so stand, dass das, was sich hier frech Bühne nennt, nicht in hohem Bogen davon fliegt, dafür aber langsam in eine Open-Air-Dusche mutiert. Sieht so der Vorhof zur Hölle aus?
Wir beschließen, dass Bass- und Gitarrenboxen im Truck bleiben und wir die der Mietbackline benutzen. Da ist mir dann egal, wenn die Speaker teebeutelgleich im Wasserbad untergehen….
Nightliner und Truck erweisen sich als wahrer Segen. So haben wir im Bus einen trockenen Backstagebereich und im Truck eine trockene Garderobe. Diesen Luxus haben die anderen Bands nicht und tun mir zum Teil echt leid in diesem Schlammbad. So manche Kapelle trinkt sich den Tag ausgiebig schön und torkelt schon am Nachmittag gut betankt über die nassen Bretter.
Wir vertrauen auf unseren guten Draht zum Wettergott, denn bei Regen ist diese Bühne definitiv nicht zu bespielen, denn Strom und Wasser haben sich noch nie wirklich vertragen. Das wird irgendwann einfach zu gefährlich. Nun, soviel sein schon mal vorweg genommen: Wir haben die Show gespielt…
Doch bis dahin liegen noch ein paar harte Stunden vor uns. Zu allem Übel ist Birgit heute nicht dabei, weil klein Emi kränkelt. Dafür springt Ersatzmann Stefan Keppler kurzfristig ein, an dieser Stelle ein riesen Dank an ihn!
Wir treffen uns nachmittags in Hotelzimmer und proben mit ihm noch einmal das Set für heute Abend. Ein trockener Platz ist es außerdem und es gibt eine Toilette mit Wasserspülung und Waschbecken zur anschließenden Handreinigung.
Zurück am Festivalplatz reißt die Wolkendecke tatsächlich auf und der Regen verebbt. Danke, Wettergott!!! Schließlich ist es soweit und Danny und Duce können unsere Backline bzw. das, was wir davon benutzen auf die inzwischen wieder trockenen Bretter stellen. Dank der Bühnengröße lassen wir die gesamten Bühnenaufbauten im Truck und spielen ohne Riser und Firlefanz. Wenn schon Rock’n Roll, dann richtig.
Was jetzt kommt entschädigt für den ganzen Tag: Die Show. Es macht richtig Spaß und den Zuschauern vor der Bühne gefällt es ebenfalls, sodass wir ausgiebig Party miteinander feiern. Außerdem sein an dieser Stelle erwähnt, dass zwar alles reichlich chaotisch ist hier, die örtliche Crew aber sehr nett und bemüht. Das ist viel Wert und lässt einen doch lächeln, wenn man nicht genau weiß, ob man lachen oder weinen soll.
Ach ja, ich habe ja noch gar nicht erwähnt, dass wir hier auf einem Metall-Festival sind. Umso schöner, dass hier auch bei unserer Musik gefeiert wird, auch, wenn sich der Veranstalter auf der offiziellen Festivalhomepage schon im Vorfeld für den Freitagsheadliner (also uns) entschuldigt… Braucht er gar nicht. Mehr Party geht nämlich nicht. Und die Polka of Folk ist mindestens so spannend wie die Wall of Death.
Auf alle Fälle sind wir nach dem Konzert mit uns und der Welt versöhnt und mischen uns unters Volk, bis der Bus in See sticht und wir als nächsten Hafen Leipzig ansteuern.
Hipp Höpp
Ducky