26.1.2012, Hannover, Capitol
26.1.2012, Hannover, Capitol
Guten Morgen, liebes Tagebuch,
nach kurzer Fahrt landen wir in Hannover am Capitol. Da schlafe ich allerdings schon tief und fest und bekomme nicht mit, dass wir in der überdachten Einfahrt parken und das Tor hinter uns wieder verschlossen ist. So tappe ich durch einen erstaunlich dunklen Bus und taste mich durchs Zwielicht der Sonne entgegen, die heute tatsächlich scheint. Zumindest tagsüber, abends soll es dann noch ein schönes Schneegestöber geben…
Der Tag heute verläuft völlig unspektakulär. Rechner aufbauen, Tourbericht, auch den vom Co-Autor, online stellen, Tee trinken und ab und an am leckeren Catering schnützen.
Bis zum Soundcheck, der heute erst um halb 5 stattfindet. Die Zeit davor nützen wir noch für ein kurzes Bandmeeting, dann betreten wir die Bühne und erfreuen uns ein weiteres Mal über erstaunlich beengte Verhältnisse. So klein hatte ich das gar nicht in Erinnerung…
Die Show selber wird super, bombenvolles Haus und riesen Stimmung von Anfang an! Entsprechend lang wird die anschließende Autogrammstunde, wo ich zum ersten Mal merke, dass mein Magen irgendwie nicht ganz in Ordnung ist. Noch denke ich mir nichts dabei…
Gegen 2 Uhr stechen wir in See und ab jetzt beginnt der spannende Teil des Tages:
Es schneit dicke Flocken und die Straßen sind rutschig. Als Jana kurz den Bus anhält, meinen zwei „lustige“ Jungs, sie müssten an unseren Bus, genauer an die Klappe zur Fahrerkoje pinkeln. Womit sie wohl nicht gerechnet haben ist, dass wir das durch die abgedunkelten Scheiben sehr wohl sehen und dass plötzlich 4 männliche Schandmäuler und zwei Backliner vor ihnen stehen… Ich glaube, nochmal pinkeln die an keinen Bus…
Kurz darauf das nächste Highlight: Der Crewbus fährt voraus und über eine Ampel, die in dem Moment umschaltet. Jana bremst und bleibt brav mit dem Bandbus stehen, wegen dem Schnee etwas über der Haltelinie. Das kommt einem Streifenwagen gerade recht. Ein älterer Polizist, der anscheinend seinen jungen Kollegen anlernen will oder weil ihm gerade langweilig ist oder warum auch immer stellt seinen Wagen mit Blaulicht vor uns quer und macht einen auf wichtig. Schließlich bleibt ihm aber nichts anderes übrig, als uns fahren zu lassen…
Mir ist nicht besonders wohl zumute und so lege ich mich in meine Koje. Gegen halb 6 ist mir dann aber so übel, dass ich lieber aufstehe, denn im Falle eines Falles dauert es aus dem Stockbettchen einfach zu lange. Ich tapse nach vorne, wo nur noch der Sänger und Jana auf sind und bitte um einen Rastenstopp.
Gerade rechtzeitig taucht ein Autohof auf und ich steige aus und eile – immer Thomas Geschichte von gestern im Hinterkopf – in die Tanke. Es steht mir sowohl oben wie unten auf Anschlag, schwappt also quasi schon über. „Wo ist die Toilette?“ frage ich. „Das Pissoir ist draußen.“ „Hab ich gesehen, ich brauch aber keine Rinne, sondern eine Keramik!“, presse ich hervor, es steht mir langsam bis in die Augen. „Kostet 50 Cent!“ Mit sämtlicher Beherrschung, die ich aufbringen kann, krame ich nach meinem Geldbeutel. Kein Kleingeld! Ich zücke einen 5-Euro-Schein. „Haben Sie’s nicht kleiner?“ „Nein, Mann, sonst hätte ich’s dir gegeben!!!“
Endlich bekomme ich den Schlüssel und schaffe es gerade noch so auf die Toilette. Totaldurchräumung aus allen Kanälen. Hab ich wohl den Magen-Darm-Infekt, den Frau und Kind zuhause haben, mitgebracht. Na toll!
Ich gebe meinen hart erkämpften Schlüssel ab und begebe mich in den Bus, wo ich mich vorne hinlege. Kürzere Wege und so… Jana macht hier noch etwas Pause und so kann ich die nette Toilette ein weiteres Mal benutzen. Diesmal habe ich sogar 50 Cent…
Die Fahrt geht weiter und nach einer halben Stunde bitte ich Jana um den nächsten Stopp. Es brennt wieder! Diesmal eine ordentliche Raste direkt an der Autobahn. Doch der Toilettenraum ist finster! Ich suche nach dem Lichtschalter, aber nichts passiert. Da taucht aus dem Dunkeln eine Toilettenfrau in Weiß auf und sagt: „Stromausfall! Ich kann ihnen eine Kerze geben!“ Ich stehe also da, einen Teller mit Kerze darauf in der Hand und suche eine Kabine auf. Skurrile Situation! Kacken und Kotzen im Flackerlicht.
Dafür geht’s mir langsam besser und ich beziehe wieder mein Busquartier. Nicht mehr weit bis Rostock, alles weitere werde ich vor Ort erledigen…
Hipp Höpp
Ducky