26.1.2014, Gröbenzell, Die Hexe
Guten Morgen, liebes Tagebuch!
Sodala, dann hole ich dich mal wieder aus der Schublade und entstaube dich. Ein schönes neues Kapitel habe ich gerade angelegt. Es trägt den kreativen Namen „2014“ und du wirst einige neue Seiten dazubekommen!
Gerade ist unser neues Album „Unendlich“ erschienen und die ersten Reaktionen sind umwerfend. Noch nie hatten wir so viel einhellige Zustimmung. Klar gibt es immer ein paar Meckerer, die halten sich allerdings diesmal in deutlichen Grenzen…
Es ist einiges los in dieser VÖ-Woche! Wir fahren auf Autogrammtour und den Anfang macht München, wo wir gegen 17 Uhr im Saturn an der Theresienhöhe einlaufen. Von da aus geht es zurück zu unserem Proberaum und ab hier direkt in den Nightliner. Nightliner…. Es ist exakt ein Jahr her, dass wir das zum letzten Mal hatten, nämlich zum Wohnzimmerkonzert in Solingen.
Fühlt sich alles sehr vertraut an und es macht wieder einen riesen Spaß, auf der Piste zu sein, auch, wenn ich persönlich mich wieder an diese Art zu Schlafen gewöhnen muss… Schlaf ist aber gerade Nebensache, wir sitzen vielmehr lange zusammen und genießen das Musikerdasein on the road.
Am nächsten Morgen stehen zwei Großstädte auf dem Programm: Bremen und Köln. Die Autogrammstunden sind gut besucht und das größte Problem in Köln ist, abends einen Platz in einem Lokal zum Essen zu finden. Klappt dann doch irgendwann, dass alle satt werden und das Auto, das unseren Bus eingeparkt hat ist erfolgreich abgeschleppt worden… So können wir wieder in See stechen und nach mehrstündigem Mittelstreifenzählen in den Kojen verschwinden. Dann steht Tag X an. X wie HeXe. Wir tun es. Ein Konzert in unserer Geburtskneipe. 200 Leute passen hier rein, die Karten waren nach 2 Stunden ausverkauft und wir schwitzen schon allein bei dem Gedanken an heute Abend… Das Bühnenbesteck halten wir bewusst gering. Irrsinn war früher, inzwischen sind wir altersweise… So bau ich NICHT wie vor 15 Jahren ein Full Stack auf (für alle Nichtgitarristen: Das sind zwei 4x12er Boxen übereinander samt dazugehörigem Amp…), sondern begnüge mich mit meiner kleinen 1x12er. Matthias lässt die Bassbox weg und spielt direkt DI ins Pult. Die ärmste Sau an dem Tag ist aber Marc, der sowohl den FOH-Mix fahren darf, wie auch für unseren Monitorsound zuständig ist.
Das Konzert heute ist zudem ein wenig „aus der Hüfte geschossen“, sind wir doch noch mitten in der Probephase und mit dem neuen Programm eigentlich noch nicht reif für die Bühne. Zumindest nicht für die große, aber wenn die Hexenbühne etwas nicht ist, dann GROSS! Zum Vergleich: Auf Tournee ist alleine Stefans Drumriser (Neudeutsch für Schlagzeugpodest) so groß, wie die Bühne heute. Wir bekommen alles irgendwie unter, den Backlineplatz verbannen wir in den Nebenraum, was sich noch als problematisch fürs Tuning (Neudeutsch für Stimmung) der Instrumente herausstellen wird.
Wir starten mit dem Soundcheck und nachdem alle Widrichkeiten beseitigt sind, machen wir uns daran, Pizza zu belegen und in den Ofen zu schieben. So wird der Hunger gestillt und wir bereiten uns mental auf den Abend vor, sprich, wir machen uns ein Bierchen auf…
Der Abend heute, soviel ist uns schon klar, wird von der Nähe zum Publikum und von Improvisation leben und da freuen wir uns drauf.
Punkt 19 Uhr ist Einlass und es kommen viele Fans der ersten Stunde, Freunde, Fans von weit weg, die einfach eines der höchst seltenen „Geburtskneipenkonzerte“ erleben wollen. Unterm Strich passt schließlich nicht eine Person zusätzlich in das alte Gemäuer und die Luft ist schon vorm Auftritt zum Schneiden. Kiemen als Merchartikel wären heute bestimmt sehr gefragt…
Thomas ist in Höchstform und greift tief in die Komedykiste, alle sind gut drauf und das Publikum ist feierfreudig und genießt ganz offensichtlich die Nähe zum Nebenmann bzw. der Nebenfrau und natürlich zur Band. Wir schwitzen alle um die Ecke und die Instrumente zerfließen in unseren Händen. An akkurates Tuning ist hier nicht mehr zu denken und da drückt man beide Augen und ab und zu auch beide Ohren zu. Wie gesagt: Dieses Konzert lebt nicht von Perfektion, sondern von seinem besonderen Flair auf und vor der Minibühne.
Wie in guten alten Zeiten bestellt man sich seine Getränke direkt von der Bühne, auch wenn das schon mal zu einem Missverständnis führen kann und man plötzlich seltsame Flaschen bei sich wieder findet.
Nach 2 Stunden und gefühlten 5 Litern Flüssigkeitsverlust sind wir fertig mit der Show und der Welt. Wir ziehen uns kurz um, Duschen gibt es hier nicht, und gehen wieder raus, um uns mit alten Bekannten oder lange nicht mehr gesehenen Menschen zu unterhalten.
Irgendwann brechen wir auf, denn unsere Autogrammrutsche ist noch nicht zu Ende! Nürnberg und Dresden wollen noch besucht werden!
In Dresden treffen wir noch die Darsteller von unserem Video zu „Euch zum Geleit“ und gehen gemeinsam noch ein trinken.
Krönender Abschluss der Tour ist eine Polizeikontrolle, die mit sechs neuen Fans, unterschriebenen Plakaten und einem Kaffee für den Einsatzleiter bei uns im Nightliner endet, denn Menschenschmuggel – so viel war schnell klar – gibt es bei uns nicht…
Wir verschwinden jetzt wieder im Proberaum, machen uns fit für die anstehende Tournee und freuen uns sehr, wenn es wieder heißt: ON THE ROAD AGAIN!
Hipp Höpp
Ducky