26.10.2014, Köln, E-Werk

26.10.2014, Köln, E-Werk

Guten Morgen, liebes Tagebuch!

Köln. Immer wieder Köln. Es ist so eine Sache mit den Hochburgen einer Band. Eigentlich weiß man oft gar nicht genau, warum es in manchen Regionen so unglaublich zündet. Köln ist aber ganz sicher  eine dieser Hochburgen. Letztes Jahr das 15-Jährige mit 12000 Menschen, auf der Frühjahrstour das Palladium mit 4000 ausverkauft. Da stellt man sich die Frage: Wer will uns denn da in diesem Jahr noch sehen? Nun, die Antwort ist einfach: Alle, die an diesem Tag den Weg ins E-Werk finden. Und das sind viele! Trotz Hooligans-gegen-Salafisten-Demo am Hauptbahnhof… (Salafist kennt übrigens die Windows-Autokorrektur noch gar nicht und schlägt mir Satanist vor…)
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Ich erwache von meinem Wecker, denn obwohl uns die Nacht dank Umstellung auf Winterzeit eine Stunde schenkt, zehrt die Erkältung doch ordentlich an den Kräften und mit dichter Nase tief schlafen ist auch so eine Sache. Jedenfalls haben wir um 12 ein Meeting (lasst euch überraschen…) und so stehe ich um 11 auf, um noch zu frühstücken und mich etwas frisch zu machen.
Ich betrete das E-Werk. Eine Schrumpfversion vom Palladium, das mir aber von der ganzen Atmosphäre her besser gefällt. Ab in den Keller, hier sind die Backstageräume. Das Frühstück ist schon gerichtet und nach Kaffee und Rührei sieht die Welt deutlich anders aus.

Das Meeting ist schnell vorüber und ich kann mich meinem Tourbericht von gestern widmen. Was war denn eigentlich alles los? Ich lasse den Tag noch einmal vor meinem inneren Auge ablaufen.
Dann muss Julia repariert werden, die hat Rücken und schließlich ist die Zeit bis zum Soundcheck doch wieder schneller rum, als befürchtet, auch wenn wieder keine Minute übrig bleibt, sich nochmal langzulegen.

Das tue ich dafür kurz nach dem Abendessen. Noch ein paar Minuten Powernapping, wie man Neudeutsch sagt…

Dann heißt es einstimmen auf die Show. Die wird etwas ganz Besonderes. Viele Fans und doch alles sehr familiär und fast schon intim. Thomas liest eine Seite aus unserem Kinderbuch vor und überhaupt muss man heute nicht mit den ganz großen Gesten kommen, um etwas zu erreichen, nein, es genügen die feinen, subtilen Hinweise. Es liegt einfach – so blöd das vielleicht bei einem Rockkonzert klingt – Feingefühl in der Luft. Das Zwischenmenschliche dominiert und nicht die „breite Masse“. An einem Tag wie heute, wo sich Radikale unterschiedlicher Lager ein paar Straßen weiter auf die Köpfe hauen, empfinde ich dieses Gefühl fast schon als tröstlich. Wir wollten immer Menschen verbinden und was gerade in der Welt um uns passiert stimmt doch oft sehr nachdenklich und traurig. Warum ist es so schwer, das mit dem „leben und leben lassen“? Warum müssen mein Glaube und meine Weltanschauung immer die allein richtigen sein? Warum müssen sich manche Menschen über andere stellen? Aber das wussten schon die alten Römer: Homo homini lupus, der Mensch ist dem Menschen ein Wolf. Wobei, verglichen mit dem Mensch ist jedes Tier gnädig.
Umso passender ist gerade heute unser Lied für mehr Verständnis und Toleranz „bunt und nicht braun“.

Nach der Show duschen wir wie immer kurz, um dann noch zu den Fans zu gehen. Gegen halb 2 räumen wir schlie´lich den Backstagebereich und machen uns auf den Weg nach München. Ein kurzer Zwischenstopp, dann geht es auch schon wieder in die nächste Runde.

Hipp Höpp

Ducky