30.10.2014, Mannheim, Maimarktklub
30.10.2014, Mannheim, Maimarktklub
Guten Morgen, liebes Tagebuch!
Maimarktklub…. Das klingt auch beim zweiten Mal sehr niedlich, hat man beim Wort „Klub“ doch immer die Intention von klein und heiß. Völlig falsch hier. Der Klub ist eine Halle, die bestimmt 3000 Leute fasst, und es zieht wie Hechtsuppe. Die Crew darf sich wörtlich genommen warm anziehen, um nicht den Kältetod zu sterben. Backstage ist es dagegen recht warm und so setzte ich mich an meinen Rechner und mache mich – mit Kaffee und Wasser bewaffnet – an den Bericht zu gestern. Das ist so ein Bericht, wo es mir schwer fällt, etwas zu schreiben, weil eigentlich außer dem täglichen Wahnsinn nichts passiert ist.
Heute dagegen sieht das schon anders aus…
Ich schreibe also meinen nicht allzu langen Bericht, dann kommt Dirk mit den W-LAN-Zugängen und ich kümmere mich um den Social-Network-Wahnsinn. Viele Fanfragen wollen beantwortet werden und auch den einen oder anderen kleinen Aufreger hat das Netz immer wieder parat… Mal eine Frage in die Runde meiner werten Leserschaft: Ist euch auch schon mal aufgefallen, dass – zumindest sehr oft – gerade diejenigen, die sich das „Deutschsein“ mit Leuchtfarben auf die Farben schreiben von ihrer Muttersprache nur noch Fragmente beherrschen? Dass oft gerade die, die am lautesten über Ausländer und Integration schimpfen von Orthografie und Grammatik nicht den blassesten Schimmer haben und man deren Posts oft nur mit Übersetzungshilfe entziffern kann? Ich schwanke da immer zwischen den Alternativen kaputt lachen, Kopf auf die Tischplatte schlagen (vorher kräftig schütteln), oder einfach stummer Fassungslosigkeit. Aber dazu nur am Rande…
Es ist Zeit für den Soundcheck, bei dem wir wieder für das Konzert in Bochum proben. Gibt ja doch einige Nummern, die wir noch nie live umgesetzt haben und das ist nicht immer ganz einfach. Wie spielt man als Gitarrist z.B. die Cister, die klassische Gitarre, die Stahlsaiten und die E-Gitarre(n) gleichzeitig live? Richtig: Gar nicht. Also heißt es immer, irgendeinen Kompromiss zu finden, wie man das kompensieren kann. Geht auch immer irgendwie, man muss aber ein wenig rumprobieren.
Nach dem Soundcheck sollte eigentlich ein Meet & Greet sein, aber aus irgendeinem Grund finden sich die Herrschaften nicht ein und so ist der nächste Tagesordnungspunkt das Abendessen. Anschließend lege ich mich nochmal kurz in meiner Koje ab. Nicht lange, dann stehe ich wieder auf, um mich an ein paar geistigen Ergüssen der oben beschriebenen Kategorie zu erfreuen. Schade, dass Niveau KEINE Hautcreme ist, dann könnte man es wenigsten käuflich erwerben.
Es wird Zeit, sich auf die Show vorzubereiten und so ziehen wir uns allmählich um und fangen an, uns auf den Abend einzustimmen. Die Halle ist gut gefüllt und das Publikum von den Feuerschwänzen schon vorgeglüht. Intro an und raus auf die Bretter!
Irgendwann macht mich Anna auf eine Dame in Weiß in der zweiten Reihe aufmerksam mit der Frage, ob die da einen Säugling in ihrem Hemd hat. Ich schaue und in der Tat sieht das etwas seltsam aus. Kann das sein? Ein Baby auf einem Rockkonzert. Ich versuche, etwas mehr zu erkennen. Derweil hat Anna es auch Birgit mitgeteilt und die beiden Mamas werden zusehends unruhig. Ich entdecke schließlich etwas Rotes und bin mir sicher: DAS ist kein Baby. Birgit dagegen hat wohl auch etwas Rotes entdeckt, denkt aber, es könnte ein völlig überhitzter Säuglingskopf sein. So gehe ich zu Anna und will gerade Entwarnung geben, da geht Birgit schon zu Thomas und macht ihn auf den Säugling aufmerksam, der dann prompt eine dementsprechende Ansage macht. Zu guter Letzt entpuppt sich das arme Kindlein als Luftballon, wie Feuerschwanz ihn auf der Bühne haben, den sich die Dame im Publikum geschnappt und unter ihr Hemd geschoben hat. Die Aufregung entlädt sich in einem riesen Lacher und der Abend kann ungetrübt weitergehen.
Wir feiern mit den Mannheimern, bis das Set zu Ende ist und wir uns kurz zum Trockenlegen zurückziehen. Dann geht es gleich wieder raus, bis die Halle geräumt wird und wir uns backstage noch zusammensetzen und den Tag ausklingen lassen.
Heute Nacht fahren wir nur 100 Kilometer (wer hat sich denn dieses Routing überlegt…) und ich verabschiede mich gegen halb 3 in meine Koje.
Hipp Höpp
Ducky