29.10.2017, Nürnberg, Löwensaal
29.10.2017, Nürnberg, Löwensaal
Guten Morgen, liebes Tagebuch!
So langsam kommt das, was man wohl als „Tourrhythmus“ bezeichnet. Der stellt sich – zumindest bei mir – meist nach 3 Tagen ein. Bis dahin habe ich oft Probleme mit dem Nightlinerschlaf, wache im normalen Schulzeitrhythmus auf und komme dafür zu spät ins Bett. Das ändert sich nach eben beschriebenem Zeitfenster. Ich schlafe länger und vor allem: besser! Die innere Uhr ist aus dem Jetlag heraus. Das geht auf längeren Touren ganz gut, bei den Wochenendrutschen eher weniger. Dafür ist man bei den kurzen Tourblöcken öfter zuhause. Auch ein Vorteil.
Heute jedenfalls spielen wir in Nürnberg, im berüchtigten Löwensaal. Berüchtigt wegen seiner Koppel und der damit verbundenen schwierigen Akustik. Trotzdem kenne ich in und um Nürnberg keine Halle, die so ein cooles Hexenkesselgefühl erzeugt wie diese hier. Auch wenn die Bühne winzig ist und es mit lustigem Technik- und Musiker-Tetris losgeht. Aber vielleicht ist das gerade auch der Reiz?! Ich weiß es nicht. Im Vorfeld kotzen vor allem die Techniker immer lautstark und die hygienischen Bedingungen, sprich: Duschen und Klos, sind unterirdisch. Trotzdem sind die Konzerte hier immer ein Knaller.
Dank Zeitumstellung ist halb 9 eine gute Uhrzeit zum Aufstehen. Und so verlasse ich den Bus bei Regen und stürmischen Windböen. Im Löwensaal gibt es bereits Frühstück und ein Rührei und einen Kaffee später sieht die Welt schon gar nicht mehr so schlecht aus. Ich beziehe als erster unseren Backstageraum im Keller. Die Dusche ist eine Nische in einem kleinen Nebenraum, von einem Vorhang mehr schlecht als recht abgetrennt. Die Toiletten liegen daneben. Die Türen gehen nach innen auf, was das Herauskommen etwas trickreich gestaltet.
Ich starte mit Bürokram. Immer schön unterbrochen von kleinen Einlagen am Catering.
Heute kommen unglaublich viele Gäste und der Löwensaal ist komplett ausverkauft. Es wird also warm… Ab nachmittags tummeln sich Familien samt Kindern, sowie Freunde und Bekannte in den Backstageräumen und im Saal. Sooft sind wir ja nicht in erreichbarer Nähe. Umso mehr Spaß haben die Kids, gemeinsam herumzutollen.
Vor allem beim Soundcheck, der auch gleich mal hautnah auf der Bühne erlebt wird und heute routiniert und zügig von Statten geht. Aufgrund der Bühnengröße ist heute nur ein minimalistischer Aufbau möglich. Matthias du ich bekommen erst gar keine Riser. Macht nix. Löwensaalkonzerte leben von Improvisation und Spontanität.
Nach dem Soundcheck stehen ein paar Meet & Greets an, dann gibt es lecker Abendessen. Wir spielen heute erst um 21.15 Uhr, das heißt, es ist genug Zeit zum Verdauen! Und das ist bei den aufgefahrenen Köstlichkeiten auch gut so.
Der Saal füllt sich zusehends und Krayenzeit starten in den Abend. Für uns heißt es: Umziehen und auf die Show vorbereiten!
Und dann geht es los. Raus in den Hexenkessel und der Löwensaal beweist wieder einmal, dass er zwar seine Macken hat, aber eben auch immer ganz besondere Konzerte beschert. Es macht einfach Spaß!
Nach der Show warten ein paar schlafende Kinder auf der Couch im Backstageraum, wir ziehen uns auf Zehenspitzen und flüsternd um, um dann wieder zu den Fans rauszugehen und Autogramme zu geben. Dann ist er rum, dieser Tag.
Erschöpft aber zufrieden begebe ich mich zum Bus. Gegen halb 2 geht es los in Richtung Stuttgart. Wir sitzen noch etwas zusammen, dann ruft mich meine Koje. Und heute Nacht schlafe ich zum ersten Mal auf dieser Tour richtig gut. So kann’s weitergehen!
Gute Nacht!
Hipp Höpp
Ducky