29.4.2012, Illingen, Hexentanz-Festival

29.4.2012, Illingen, Hexentanz-Festival

Guten Morgen, liebes Tagebuch,

Der deutsche Sommer (naja, noch nicht ganz, aber gestern wagte ich schon zu hoffen…) schlägt mal wieder mit voller Breitseite zu. Vorgestern Regen, gestern 28 Grad und Sonnenschein und heute, ja heute zeigt er sich von seiner extravaganten Seite. Sturm ist geboten! Und was für einer!
Die Bühne droht unter den Windböen zusammen zu brechen und der Veranstalter ist gezwungen, die Seitenplanen zu entfernen. Damit ist das Ganze aber nicht mehr regendicht. Ok, damit können wir leben und so wird beschlossen, das Konzert doch noch zu spielen. Zumindest denken wir das, bis eine weitere Sturmböe einen Riser durch die Luft wirbelt und nur um Haaresbreite unseren Danny verfehlt. Gitarrenboxen fallen wie Holzbauklötzchen von der Bühne und die Gesamtkonstruktion kommt gefährlich ins Wanken.
Jetzt nützt alles nichts mehr, die Bühne muss aufgegeben werden und wird vom Ordnungsamt entsprechend der herrschenden Windgeschwindigkeiten gesperrt. Und bleibt das auch für den restlichen Tag.
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Eigentlich heißt das jetzt: Alles einladen und Abflug! ABER: Wir wollen nicht kampflos aufgeben. Kurzerhand setzen sich unsere Crew und der Veranstalter zusammen und schmieden einen waghalsigen Plan: Auf dem Marktgelände befindet sich eine kleine, gemauerte Muschelbühne. Da könnte man doch…. Erstmal anschauen. Ok, groß ist anders, aber es ist eine Möglichkeit, doch noch zu spielen. Problem: Die Verleihfirma, die die große Bühne bestückt hat, baut bereits ab. Wir sind zwar mit Produktion unterwegs, haben aber die FOH-Boxen in Landsberg gelassen. Es müssen also Boxen her, Licht, Mischpult und Monitorpult sowie Bühnenelemente (Neudeutsch: Riser) haben wir neben unserer Backline komplett dabei. Es könnte also eventuell doch noch was werden…

Irgendwo organisiert der Veranstalter tatsächlich vier Miniboxen, die zwar nicht annähernd für die Beschallung einer Veranstaltung dieser Größe ausgelegt sind, aber immerhin kommt was raus. Gut, es wird konkret und unsere Crew schafft die Meisterleistung, alles von der großen Bühne in einen Leihtruck (Moniques Lenkzeit ist um und ihr Truck muss erstmal stehen) zu schaffen, zur Muschelbühne umzusetzen, dort wieder auszuladen und alles rechtzeitig wieder aufzubauen. Improvisation ist alles! Aber an dieser Stelle sei gesagt, dass unsere Crew hier ganz Großartiges geleistet hat und damit den gesamten Festivaltag gerettet hat. Ohne unsere Jungs und Teufelchen hätte hier und heute nichts mehr stattgefunden. Auch die Kollegen von Saltatio Mortis schlagen in die gleiche Kerbe und spielen auf der Muschelbühne. Aus logistischen Gründen drehen wir das Line Up. Wir eröffnen als Headliner den Abend gegen 18 Uhr, spielen dafür aber länger als geplant. Der Umbau wird wegen der beengten Situation sehr lang werden, in dieser Zeit treten noch ein paar der übrigen Bands auf. Im ehemaligen Backstagezelt hinter der ehemaligen Bühne.

Die Zeit bis zum Auftritt verbringen wir im kurzerhand neu geschaffenen Backstagebereich und hängen dort mit den Kollegen von Saltatio ab. Nachteil fürs Publikum: Der direkte Weg zu den Toiletten ist jetzt verbaut und der Weg führt an der neue geschaffenen Hauptbühne vorbei. Da muss man heute als Festivalbesucher auch für so einiges Verständnis haben, ich denke aber, dass die meisten unterm Strich erkennen, dass diese Lösung hier die beste ist. Oder vielmehr: die einzig Mögliche!

Jetzt ist es für uns an der Zeit, die Zuschauer zu beschallen. Soweit das mit den Walkmanboxen, wie unser Sänger sie liebevoll bezeichnet, möglich ist. Wie so oft bei so improvisierten Nummern geht man mit einem „Jetzt-erst-Recht-Gefühl“ auf die Bühne. Und so viel sei gesagt: Es wird eine wirklich tolle Show! Prima Stimmung vor dem Bühnchen und darauf. Das Provisorium rockt! Und wir Jungs geben mit den Aushilfsdamen Vollgas. Sogar jede Menge Crowdsurfer sind unterwegs. Fast könnte man meinen, das ist ein ganz normales Festival….

In der Umbaupause zeigt sich dann, was Solidarität ist: Die Crew von Saltatio baut unser Equipment ebenso hilfsbereit mit ab, wie unsere Crew umgekehrt bei deren Aufbau hilft. So etwas trifft man leider sehr selten und umso großartiger ist das an genau so einem Tag, der mit Sicherheit allen Beteiligten für immer ins Gedächtnis gebrannt bleibt.

Ein kleines Missverständnis gibt es noch seitens der Caterer: Die fragen uns, wann wir essen wollen und wir sagen lediglich, dass uns vor der Show ein paar Brote reichen. Das warme Essen gerne nach der Autogrammstunde, die wir um 20.45 noch haben. Also so um 21.30 Uhr.
Blöd für die restlichen Bands, denn es gibt jetzt das gesamte warme Abendessen erst um 21.30. Ähhhhh, sorry, so war das gar nicht gemeint… Hat aber den Vorteil, dass alles ganz frisch ist und noch nicht alles weggefuttert ist.
Mit knurrenden Mägen machen wir uns ans Buffet, bevor die Party im Bus weitergeht. Wir sind heute ein klein wenig stolz auf uns als Band und ganz besonders auf unsere Crew. Darauf erheben wir das Glas und feiern noch, bevor die Kojen rufen!

Gute Nacht!

Hipp Höpp

Ducky