6.8. – 7.8. Köln MPS HOCK ROCK, Augsburg Strandkorb Open Air

Guten Morgen, liebes Tagebuch!

Eine neue Zeitrechnung? 2021 oder Jahr 2 n.(ach) C.(orona) oder m.(it) C.(orona), je

nachdem? Wie auch immer, es gibt tatsächlich sowas wie einen (kastrierten) Festivalsommer. Eigentlich wäre der für uns bereits im Juli angegangen. Aber erstens kommt es anders und zweitens als man glaubt. Thomas hatte einen Fahrradunfall und mit 3 gebrochenen Rippen und einem doppelten Schambeinbruch singt es sich nicht sonderlich gut… Also mussten wir schweren Herzens 3 Shows absagen, um jetzt endlich – etwas angeschlagen und verspätet – in den Festivalsommer zu starten. Alles unter Corona-Auflagen versteht sich! Man spielt ja schließlich nicht Fußball und auch in einigen Teilen Deutschlands scheint sich das Virus anders zu verhalten. Verstehen tut das alles kein Mensch mehr und es ist als Künstler in einer ziemlich unplanbaren Zeit schon ein Highlight, wieder eine Bühne betreten zu dürfen. Und – mindestens genauso gut: einen Nightliner!

6.-7.8.21_Schandmaul_Koeln_Augsburg

Den haben wir tatsächlich an diesem Wochenende. Die letzte Fahrt mit Tourbus war am 29.11.2019. Umso aufregender, als der schwarze Beat the Street jetzt vor den Proberaum rollt, wo wir unsere finale Setprobe absolvieren. Shirran springt für Saskia ein, die demnächst ein Kind bekommt – schließlich gelten wir nach wie vor als die fruchtbarste Band Deutschlands und nach Matthias ist jetzt eben Saskia an der Reihe. Shirran dürfte vielen noch als Geigenvirtuosin bei Kreyenzeit bekannt sein und sie macht den Job ganz großartig! Auch Thomas meistert die Situation trotz sichtlicher Schmerzen mit Bravour.

Wir packen unsere verstaubte Backline in den Anhänger. Ein bisschen wie Tetris, nur in groß, denn aus Kostengründen haben wir keinen Truck am Start. Erstaunlicher Weise und Dank geschicktem Weglassen von Luxusgütern wie eigenen Pulten, Garderobencases, Schlagzeugschrank etc. passt auch alles irgendwie rein. Und dann geht es los. Einmal quer durch die Republik nach Köln. Zum letzten MPS hier. Es gibt nicht nur Coronamassnahmen, die einem Steine in den Weg legen, sondern auch Behörden. Wen das interessiert, der kann sich die Posts von Gisi zum MPS durchlesen, da sucht der Kopf schon mal nach der Tischplatte, um sich mit einem dumpfen Schlag mit dieser zu vereinen. Aber egal, wir fahren erstmal durch die Nacht, bis irgendwann die Kojen rufen. Es ist alles so vertraut und trotzdem seltsam. Ich mache kaum ein Auge zu, weil ich eben kein Nightlinerschläfer bin. Thomas geht’s ähnlich, der allerdings, weil er waagerecht nicht liegen kann. Es ist trotzdem schön, wieder gemeinsam so on the Road zu sein! In Köln angekommen, gibt es selbst mitgebrachtes Frühstück und dann beginnt der Bühnenaufbau. Ich bin mit dabei, denn Paul kann heute nicht und so ist Tex als neuer Mann auf der rechten Bühnenseite für die Backline zuständig. Und das will ein bisschen erklärt werden. Einen Soundcheck gibt es auch nicht, das macht das Unterfangen heute umso spannender. Thomas wird sich im rollbaren Bürostuhl präsentieren, denn stehen und gehen klappt noch nicht… Ich streife nachmittags ein bisschen über das wirklich schöne Gelände hier und frage mich, was der Stadt Köln daran liegt, eine so schöne Veranstaltung so zu torpedieren, dass sie nicht mehr stattfinden wird. Nun ja… Wir haben noch eine Setlistenbesprechung, dann gehen wir wieder auf den Markt, um uns köstliche Speisen einzuverleiben. Für mich wird es der Flammlachs. Und ein Crepes mit Apfelmus. Und hinterher ein Mokka. Und dann bin ich ziemlich voll und es ist gar nicht mehr so viel Zeit bis zur Show. Also: Umziehen, einstimmen, ritualisieren. Die Kollegen von D’Artagnan sind eben fertig und wir stehen für den Linecheck parat. Und dann geht’s los. Nach über 10 Monaten Bühnenabstinenz entern wir die Bretter, die uns immer noch die Welt bedeuten und werden herzlich empfangen. Zunächst fühlt es sich etwas eingerostet an, das gibt sich aber sehr schnell und wir spielen 2 Stunden lang, bis wir die letzte Zugabe nicht mehr anstimmen können, weil wir sonst überziehen würden und auch das hier ein Frevel ist. Dank Hilfe des Publikums findet „auf euch“ a Capella statt. Was für ein schönes Konzert!
Wir gehen duschen, ziehen uns um und machen uns auf den Weg zurück zum Markt, der leider bereits schließt. Also geht die Party im und am Bus weiter. Bis ich mich in die Koje verabschiede. Morgen Augsburg. Gute Nacht!

 

Die Nacht wird wieder kurz und der Frühaufsteher in mir kehrt mich aus der Koje. Heute gibt es Strandkörbe in der Augsburger Messe mit entsprechend hoher Bühne. Es gibt ein Weisswurstfrühstück und so gestärkt kann der Tag nur gut werden. Bis auf das Wetter. Das soll nicht ganz so prickelnd werden. Aber dazu später…

Heute ist so ein Tag, an dem ich ständig irgendwas zu tun habe, aber eigentlich wenig bis gar nichts mache. Kennt ihr das? Wisst ihr, was ich meine? Die Hälfte verbringe ich mit ziemlich weiten Wegen zwischen Bus, Backstage und Bühne. Die andere Hälfte mit Essen. Dann haben wir noch eine Besprechung und dann ist Soundcheck. Ja, den gibt’s heute! Allerdings nicht lange, denn wegen Starkregen und Blitzschlagwarnung wird zwischendurch abgebrochen. Es geht dann nach einer halben Stunde weiter. Ab jetzt regnet es immer wieder, zum Teil ziemlich heftig, aber immerhin hat sich die Gewittergefahr erledigt. Zum Abendessen gibt es leckere Pizza aus dem Foodtruck und dann geht es auch schon wieder in Richtung Bühne. Nach einer kurzen Moderation geht es los und heute fühlt sich nichts ehr eingerostet an. Es ist einfach nur eine Freude, wieder für euch Musik machen zu dürfen!
Und das Publikum trotzt dem Regen, als gäb’s kein Morgen. Obwohl es aus Eimern schüttet, wird getanzt und gesungen, bis wir nach 105 Minuten mit der Show am Ende sind.
Glücklich geht’s hinter die Bühne. Jetzt freuen wir uns wahnsinnig auf die weiteren Shows diesen Sommer. Weiter geht es am Freitag, 13.8. in Höchstadt auf dem Schlosshof Open Air. Sehen wir uns diesen Sommer noch irgendwo?

 

Gute Nacht

Hipp Höpp

Ducky