7.9.2012 Trier, Exhaus

7.9.2012 Trier, Exhaus

Guten Morgen, liebes Tagebuch,

Es ist 7 Uhr. Mein mir ureigener körperlicher Rhythmus meldet sich nach sowieso schon unruhiger Nacht viel zu früh und treibt mich aus der Koje. Blöde Uhrzeit! Ich bin mir sicher, dass die Backstageräume noch abgesperrt sein werden, versuche aber trotzdem mein Glück. Natürlich ist es so, wie ich mir das dachte…
Ein paar hundert Meter weiter entdecke ich ein Burger King Schild und mache mich, mit zunehmendem Druck, auf den Weg durchs morgendliche Trier. Am Ort der Begierde wird meine Vorfreude jedoch abrupt zerschmettert, als ich die Öffnungszeiten lese: Ab 9.00 Uhr! Solange wollte ich eigentlich nicht warten… Ahhh! Da ist noch eine Tanke! Ich bekomme auch tatsächlich einen Schlüssel und – endlich – fühle ich mich befreit!
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Jetzt schnell zurück zum Bus und nochmal ab in die Koje! Zwei Stunden hin- und herdrehen. Ich hab Kopfkino, das sich auch irgendwie nicht abstellen lässt.
Der Nightliner steht hinter dem Garten vom Exhaus und vor einem Freibad. Ich beiß‘ mir selber in den Hintern! Normalerweise ist meine Badehose Pflichtausstattung im Koffer, obwohl sich höchst selten mal eine Gelegenheit zum Baden ergibt.
Und heute? Ja ausgerechnet heute liegt die Badehose zuhause, weil ich nach dem letzten Wochenende eine Kofferentrümpelung vorgenommen habe (nach einem fast abgeschlossenen Festivalsommer mal dringend nötig) und schlicht vergessen habe, sie wieder einzupacken. Ganz toll, Herr Duckstein. Mal wieder das Hirn am Eingang abgegeben.

Überhaupt, reicht es diesen Sommer bei mir von der Wand bis zur Tapete und die Erinnerungsfunktion im Telefon wird überlebenswichtig. Es ist aber auch zu verwirrend. Das einzig konstante sind Thomas, Matthias, Stefan und ich. So reduziert sich das Denken auf diese Grundkonstellation, auch das A-Team genannt. Mit wem spiele ich heute? Thomas, Stefan, Matthias. Wer kommt zur Probe? Thomas, Stefan, Matthias… Dieses Frage-Antwort-Spiel kann man noch auf unendlich viele Bandbereiche erweitern und für alles andere habe ich – genau – die Erinnerungsfunktion und – ebenfalls beliebt: Erinnerungsmails!
Kannst du morgen noch Getränke besorgen? Schreib mir ne Mail! Um wie viel Uhr ist Abfahrt? Schreib mir ne Mail! Auch diese Liste lässt sich beliebig erweitern.

So erfahre ich in der Donnerstagsprobe, dass heute der letzte Tag mit Bene und Kristina an Flöten und Säcken ist, denn Birgit und Anna spielen morgen in Selb selbst (was für ein geiles Wortspielchen. Ich bin schon ein Poet). Alles klar! Ally wird mit uns nochmal in Russland auf die Kacke hauen, die Flötenfraktion übernimmt dort wieder Jutta. Hey, ich merke gerade, dass ich etwas WOCHEN im Voraus (!!!) weiß und es mir auch gemerkt habe…
Hier ist nun auch der richte Platz, ein ganz, ganz, ganz großes Lob an alle Aushilfen auszusprechen! Ihr habt diesen Sommer gerettet und es wirklich großartig gemacht! Wart euch für keinen Blödsinn zu schade und habt so manches Getränk mit uns vernichtet. Eigentlich fällt mir bloß ein Wort dazu ein: DANKE! Ich freue mich, dass aus ehemaligen Zitterpartien (wie wird das laufen?) Freunde geworden sind.

Irgendwann um 10 beende ich den Turbinenmodus in der Koje und stehe endgültig auf. Die Sonne lacht mir ins Gesicht und ich begeben mit in die Backstageräume. Das hier ist eine Art Auffangstation für Kinder und Jugendliche. Sehr cool gemacht, die Leute ultra bemüht und das Essen… Das Essen ist eine Wucht! Und zwar den ganzen Tag! Frisches Rührei am Morgen, Semmeln nicht nur aus Weizenmehl, leckeres Brot, Obst, einfach alles!

Zunächst gibt es etwas Probleme mit dem W-Lan, doch bevor das Zittern in den Händen anfängt ist es da, das lang ersehnte Passwort und ich kann mich an den Bürokram machen. Mails beantworten und was da sonst noch so ansteht.
Ansonsten ist der Tag völlig entspannt. Langweilig wäre das falsche Wort. Völlig unkompliziert. Die Crew baut in aller Ruhe die Bühne auf, Punkt 16 Uhr machen wir einen 20-minütigen Soundcheck, dann sind wir alle happy und warten auf das Abendessen. Der Duft jedenfalls weht bereits seit Stunden durch die Räume.
Sogar Massage ist heute am Start und manch verspannter Nacken wird bearbeitet.
Ich mache mich ans Buffet und erfreue mich an einem sensationellen Abendessen. Hier wird mit Liebe gekocht!
In der Zwischenzeit sind die Jungs von Resomus, die uns heute supporten, aufgetaucht und bauen ihre Backline vor unsere. Um halb 8 eröffnen sie den Abend und wärmen das Publikum schon mal ordentlich auf.
Nach kurzem Umbau sind dann wir am Start und es wird ein toller Abend. Teufelchen darf heute mal Licht machen und macht es super! Bene und Kristina zelebrieren ein tolles Abschlusskonzert und das Publikum ist in Feierlaune. So macht das mal wieder Spass!

Nach unserer Show folgt das Übliche: Duschen, Umziehen, raus zu den Fans! Um 1 ist Abflug bzw. sollte er sein. Wir warten natürlich mal wieder auf Matthias, der mal wieder eine halbe Stunde zu spät ist und natürlich mal wieder gar nix dafür kann. Egal, es eilt nicht und wir sitzen noch im Bus zusammen, stoßen mit und auf Bene und Kristina an, bevor mich gegen halb 3 die Koje ruft.

Bis morgen in Selb!

Hipp Höpp

Ducky