9.6.2012, Novarock (AU)
9.6.2012, Novarock (AU)
Guten Morgen, liebes Tagebuch,
Jetzt geht sie endgültig los, die Festivalsaisson! Vorbei die behüteten Shows unter schützenden Dächern, keinen gepflegten nachmittäglichen Soundcheck mehr, nur noch kurze Linechecks und dann 1, 2, 3, 4 ab dafür!
Dieses Wochenende steht ein Festivalhighlight an, das Novarock in Österreich, genauer hinter Wien, kurz vorm Neusiedler See. Es ist das größte in diesem Land und ein extrem schönes Festival, das auf jeden Fall einen Besuch wert ist!
Wir treffen uns am Vorabend des Festivals zum Proben, denn diesmal haben wir eine personelle Premiere: ZWEI Ersatzleute für Bifi. Jutta kann nämlich im Sommer nicht jedes Wochenende und so galt es, für weiteren Ersatz zu sorgen. Nun ist Bifi‘s Instrumentenkombination nicht unbedingt die gängigste und so sind wir froh, in Bene (Flöten) und Kristina (Dudelsack) zwei tolle Ersatzleute gefunden zu haben, die sich den Job einfach aufteilen. Und mit den beiden steht jetzt noch eine finale Probe an. Denn – wir erinnern uns – es gibt KEINEN Soundcheck, sondern muss auf Sitz klappen.
Die Probe verläuft gut und wir haben ein gutes Gefühl für das anstehende Großereignis. Der Nightliner trifft ein und sammelt uns am Proberaum auf. Wieder mal wird die Welt auf der Fahrt ein Stückchen besser, zumindest kurzfristig, bevor einen nach dem anderen die Kojen zum Matratzenhorchen bitten.
Der nächste Morgen beginnt dafür gleich mit einem Schock: Ich habe das wichtigste Utensil vergessen! Meine Sonnenbrille! Nicht etwa wegen der Sonne, nein, so schlimm ist das gerade gar nicht, aber hier trägt JEDER Sonnenbrille. Ich fühle mich so … anders. Ich beschließe, dass das nicht wirklich schlimm ist und begebe mich erstmal ins Catering. Rührei und Kaffe und der Tag sieh auch ohne dunkle Gläser vor den Augen ganz freundlich aus!
Showtime ist heute um 16 Uhr und zwischen Bands wie Hatebreed, Machinehead, Limp Bizkit, Billy Talent und den Hosen sind wir doch mal wieder eher die Paradiesvögel. Aber wir wissen auch, dass das sonderbarer Weise bisher immer ganz hervorragend hingehauen hat… Und so ist es auch diesmal: Nach einem für die Crew etwas hektischen Umbau und einem kurzen Linecheck gehört die Bühne für exakt 50 Minuten uns. Ich weiß nicht genau, wieviele Menschen sich gerade vor der Bühne sammeln, fünfstellig ist es aber bestimmt und ab der ersten Nummer wird gefeiert. Thomas knüpft nahtlos an seine Hochform der letzten Tournee an und spätestens bei der Zombieslowmotion flippt das Publikum restlos aus. So macht das Laune und Bene und Kristina meistern ihren ersten Auftritt mit uns ebenfalls mit Bravour und dürfen später um 18 Uhr sogar mit uns auf ihrer ersten Autogrammstunde auflaufen. Da schmeckt das Festivalbier mit dem schönen Namen „Otterrocker“ aus den stylischen schwarzen Dosen gleich doppelt so gut!
Wir haben jetzt jedenfalls Zeit. Zeit von Bühne zu Bühne zu tingeln, Konzerte anzuschauen, das EM-Spiel der Deutschen Mannschaft zu sehen, backstage mit Kollegen abzuhängen… Dann reist die Crew mit Bene und Kristina im Nightliner nach Hause. Wir Jungs gönnen uns noch einen zweiten Tag hier, den uns unser Freund Paul ermöglicht (DANKE an dieser Stelle!). Denn wenn Metallica schon mal in greifbarer Nähe sind, sollte man sich das nicht entgehen lassen. Außerdem haben wir uns einen Tag Männerurlaub auch verdient.
Doch zunächst ist noch Samstag und ich warte nach dem glücklich gewonnenen EM-Auftakt auf den Auftritt der Hosen. Auf den freue mich ich mich nämlich schon lange. Einfach eine tolle Liveband und was ein Campino da an Schwerstarbeit leistet ist echt beeindruckend. Kurz bevor die Show zu Ende ist, fährt uns ein Shuttle in unser Hotel, weil sonst später kein Durchkommen mehr wäre. Wir legen uns in die weichen Betten und ich schlafe, bis mir meine innere Uhr etwas von Kaffee und leckerem Hotelfrühstück erzählt. Schnell unter die Dusche und ab ans Buffet!
Gegen 12 sind dann alle Kollegen wach und wir beschließen, wieder aufs Festivalgelände zu fahren. Shuttlebusse gibt es dank Metallica gerade keine, so nehmen wir eben ein Taxi. Paul bringt uns unsere Backstagepässe für den heutigen Tag und wir machen uns erst einmal übers Mittagessen her.
Auch das Bierproblem wird dank Paul und Claudsnmaschingerät zur vollsten Zufriedenheut gelöst und wem das nicht reicht: Ab 18 Uhr wird an der Red Bull Bar wieder ausgeschenkt und gemischt.
Ich hole mir derweil von meinem Lieblingssänger inspiriert eine Bratwurstsemmel vom Festivalgelände. Auf dem Rückweg kommt macht sich jemand verdammt breit auf dem schmalen ausgelegten Weg hinter der Bühne, sodass ich beim Beissen in meine Bratwurst fast in eine Pfütze steigen muss. Wenige Augenblicke später treffen mich fragende Blicke von vorhin erwähntem Lieblingssänger. Ich blicke fragend zurück und erfahre, dass ich gerade fast mit Kirk Hammet zusammengestoßen wäre…
Ich hoffe, ich habe ihn nicht traumatisiert, dass mir ein Stück Bratwurst in dem Moment wichtiger war als er, der für mich tatsächlich ein Idol ist…
Wieder schauen wir uns ein paar Bands an, die Bühne gleicht heute einm Musikgeschäft, was da in zweiter Reihe so alles an Schlagzeugen, Bässen und Gitarren steht. Kaum ein Durchkommen…
Ein Highlight des heutigen Tages: Die Jungs von Metallica haben eine komplette Anlage in ihrem Backstageraum stehen und zocken sich in amtlicher Lautstärke eine Stunde lang warm. Das gefällt mir… Dann haben sie ihren Auftritt und natürlich ist bei den Herren die Bühne in weitem Umkreis gesperrt, sodass wir uns die Show nicht wie bei den anderen Bands von seitlich auf der Bühne, sondern ganz normal von vorne anschauen.
Das Publikum ist nach 3 Tagen Festival schon sichtlich müde und wir machen uns auch rechtzeitig vom Acker, um noch ein Taxi in unser Hotel zu bekommen.
Es war ein schöne Wochenende und wir freuen uns auf den weiteren Sommer, ab in die Betten und morgen habe ich einen persönlichen Shuttleservice nach Hause!
Hipp Höpp
Ducky