28.3.2014 Saarbrücken, Stadthalle

28.3.2014 Saarbrücken, Stadthalle

Guten Morgen, liebes Tagebuch!

Es ist 8 Uhr und mein innerer Wecker sagt: AUFWACHEN! Und das in einer Lautstärke, dass ich ihn dafür schon wieder hasse. Aber heute lasse ich mich NICHT ärgern. Ich drehe mich noch einmal nach links um und schaffe es tatsächlich bis 10 Uhr. Dann stehe ich auf und strahlender Sonnenschein empfängt mich. Ich stehe zwischen Stadthalle, Nightliner und einem Fußballfeld und die Suche nach dem Eingang beginnt. Das wird heute so eine Art Tagesmotto. Denn aus irgendeinem unerfindlichen Grund ist Türen absperren hier wohl so eine Art Hallensport. Ist der Gang gerade noch offen gewesen, ist die Türe 5 Minuten später zu und man darf sich den nächsten Kilometer langen Umweg suchen. Aber immerhin machen die Umwege Spaß, denn die Wände sind in chronologischer Reihenfolge ab 1968 mit sämtlichen Veranstaltungsplakaten tapeziert, die diese Halle aufzubieten hatte. Da sind echte Raritäten dabei. Die reinste Zeitreise und bei mir tut sich der Verdacht auf, dass das Türen versperren einem gewissen Stolz entspringt, uns auch ja ALLE Plakate zu zeigen. Ich suche meinen Geburtstag, aber an diesem Tag war hier tatsächlich mal keine Veranstaltung. Schade eigentlich. Ein paar Tage zuvor war Reinhard Mey hier und ein paar Tage danach Holiday on Ice. So lange gibt’s das schon?! Ich komme mir ein bisschen alt vor… Aber irgendwie bin ich das ja auch…
Beim Catering werde ich erst einmal von einem Scherbenhaufen begrüßt. Zum Glück nur dieses widerliche Becks alkoholfrei, nicht auszudenken, wären es die geheiligten Vorräte an Absolut gewesen. Ich hätte mich schützend darüber geworfen. In diesem Fall aber nehme ich mir einen Kaffee – recht viel mehr gibt es nebenbei bemerkt noch gar nicht – und schaue beim Aufputzen zu. Der erste Cateringeindruck bessert sich im Laufe des Tages zunehmend, blöd nur für unsere Crew, die jetzt, wo es vernünftige Nahrung gibt, bereits arbeiten muss. Da war der Zeitplan mal wieder eine Wunscheinheit mit vielen Variablen.
schandmaultobi
Ich beziehe den Backstageraum und freue mich über Tageslicht und 70er Jahre Turnhallenumkleidenflair. Dann doch gerne mal einen Abstecher in den Konferenzraum zum Catering mit den chiquen orangen Polsterstühlen oder am besten ganz raus in die Sonne. Die kann heute was und brennt vom Himmel, dass es eine Freude ist.
Die Halle selbst ist eine klassische quadratisch, praktisch und für die Crew gut zu arbeitende und hat den Charme eines Sandkorns in der Sahara. Da wird es doch Zeit, für ein liebgewonnenes 14 Uhr Ritual am Lichtplatz. Heute gibt es Pflaume oder Kräuter und ich nehme wie immer Kräuter. Thomas auch, weil gut für den Hals. Oder so.

Der Tag verrinnt und um 16 Uhr ist wie immer Soundcheck. Den könnte man sich inzwischen theoretisch sparen, aber wir sind alle froh um 30 Minuten Programm. Außerdem ist der Soundcheck so eine Art heilige Zäsur des Tages. Bis hier ist volles Programm, hier sind, von heute mal abgesehen, Treffen, Interviews etc. Ab 17 Uhr ist dann im Idealfall Rückzugsmodus und langsames Einstimmen auf den Abend. Natürlich noch unterbrochen durch das Abendessen, das um halb 6 auf dem Stundenplan steht und heute wieder sehr lecker ausfällt. Auch wenn das, wie immer, individuell unterschiedlich, weil völlig subjektiv ist. Mir schmeckt’s jedenfalls und ich nehme mir noch einen kleinen Nachschlag, wohl wissend, diesen später zu bereuen.
Punkt 19 Uhr öffnen sich die Tore und die Halle ist schnell gut gefüllt. Das Saarland ist nicht unsere absolute Hochburg, trotzdem kommen viel mehr Leute als erwartet. Sollte es sich doch auch in diese abgelegene Region in Deutschlands Südwesten durchsprechen?

Fiddler’s Green eröffnen den Abend und wir stimmen uns backstage auf die Show ein. Die berüchtigte Vor-der-Show-Playliste dröhnt durch unseren Raum und wir sind bereit. Ab in die Halle und nicht zu genau hinschauen. Und vor allem nicht den „Charme“ hier einatmen. Von der Bühne aus mit Blick auf das Publikum ist der Eindruck dann ein um 180 Grad anderer. Von der Halle sieht und spürt man kaum noch etwas, die Stimmung ist super und wir feiern eine weitere zweistündige Party. Mit vielen Überraschungen aus der „Kiste“ von Thomas und ohne technische Pannen.

Nach dem letzten Akkord genießen wir die original 70er Jahre Großraumdusche mit wohl ebenso alten Wasserleitungen. Das, was da rauskommt, hat mit einem Duschstrahl reichlich wenig zu tun und ist mehr ein kleines Rinnsal, mit dem Mann und Frau notdürftig die Seife aus den Augen bekommt. Aber immerhin ist es warm.

Frisch hygienisiert geht es raus zu den Fans und später noch auf ein paar Getränke in den Konferenzsaal. Man erinnere sich: Das Catering… Gegen 2 Uhr morgens werden wir aus der Halle gekehrt und der Bus startet in Richtung Kölner Palladium. Hier geht die Party weiter. Doch zuerst gibt es ein paar Stündchen Kojenschlaf, vorausgesetzt, der innere Wecker hält einfach mal die Fresse…

Gute Nacht!

Hipp Höpp

Ducky