17.10.2014, Linz, Posthof

17.10.2014, Linz, Posthof

Guten Morgen, liebes Tagebuch!

Mögen die Spiele beginnen! Teil zwei der „Unendlich-Tour“ geht los und zeitgleich kommt heute auch noch unser erstes Kinderalbum „Schandmäulchens Abenteuer“ in die Läden. Es ist also mal wieder viel los im Hause Schandmaul und entsprechend arbeitsreich sind die letzten Tage.
Neben Proben steht viel Promo- und Pressearbeit auf dem Programm. Vom täglichen (Internet-)Wahnsinn mal ganz abgesehen.

Wahnsinns Osage Orange Bogen

Bevor ich mich auf den Weg nach Gröbenhell mache, habe ich noch einen Physiotermin. Man wird eben nicht jünger…. Gegen 20 Uhr mache ich mich auf den Weg und bin pünktlich um 22 Uhr am Proberaum.

Hier heißt es noch ein paar Sachen zusammenzupacken und kurz nach 23 Uhr fährt der Nightliner vor. Auf geht’s nach Linz! Der gute alte Posthof wartet auf uns.

Bis um 3 Uhr morgens sitzen wir und haben eine Entscheidung zu treffen. Die Tour läuft gut, nur Kempten ist ein Sorgenkind. Eine dicke Draufzahlnummer für uns und den Veranstalter. Das ist bei aller Liebe nicht gut, denn auch wir haben Familien zu ernähren. Also gibt es nur eine sinnvolle Entscheidung: Wir sagen das Konzert ab. Und wir entscheiden uns für uns einzig richtigen Weg: Offensiv und ehrlich zu den Fans. Einen Tag vorher wegen „Krankheit“ oder „technischer Probleme“ ist Quatsch. Der Vorverkauf deckt nicht annähernd die Unkosten und das wollen wir so kommunizieren. Punkt.

Eine kleine Zwischenaufgabe für mich am nächsten Morgen… Doch jetzt gehe ich erstmal in meine Koje. Besonders viel schlafe ich nicht, dafür geht mir zu viel im Kopf herum. Auch Musiker sind nur Menschen…

Um 9 Uhr morgens gebe ich den Versuch, noch einmal einzuschlafen, auf und verlasse meine Koje. Bis um 10 ist der Posthof noch zu, draußen schüttet es aus Eimern und so wird die Kaffeemaschine im Bus in Beschlag genommen, bis sich endlich die Pforten öffnen. Das Frühstück dauert noch ein bisschen und ich beziehe eines der kleinen Zimmer im Jugendherbergsstyle und baue meinen Rechner auf. Es muss noch eine Konzertabsage geschrieben werden und einiges anderes gearbeitet.

Endlich gibt es auch was für den Magen und anschließend verfolge ich gespannt die ersten Reaktionen auf „Schandmäulchens Abenteuer“. Wir scheinen hier wirklich ins Schwarze getroffen zu haben und das freut uns natürlich sehr. 2 Jahre Arbeit stecken in diesem Produkt und wir selbst hatten unglaublich viel Freude bei der Entstehung. Umso größer ist das Grinsen im Gesicht, dass ihr diese Freude anscheinend auch spürt und die Resonanzen (bis jetzt) so euphorisch sind.

Gegen 16 Uhr haben wir Soundcheck und spielen alle Songs an, die wir neu in die Setliste genommen haben, darunter auch eine Nummer von der Kinderplatte…
Ich muss gestehen, dass ich heute irgendwie nervös bin. Warum? Keine Ahnung! Mein Körper hat da ein seltsames Eigenleben und ich kann es nicht genau festmachen. Es gibt Shows, da sollte man Nervosität erwarten, da bin ich (manchmal) völlig ruhig, bei anderen kommt sie um die Ecke, die kleine Unruhe. Heute ist so ein Tag.
Egal, ich freue mich auf den Abend und das bevorstehende Konzert.

Die Kollegen von Feuerschwanz eröffnen die se Tour (bis auf Bochum) immer den Abend. So auch heute und wir sehen sehr schnell: Hier will gefeiert werden. Das spornt umso mehr an und Thomas feuert dank kleiner technischer Pannen seine große Gabe als Alleinunterhalter in die Ränge. DAS ist Improvisationskunst vom feinsten und ich freue mich jedes Mal wie ein kleines Kind, wenn auf der Bühne etwas passiert und Thomas gezwungen ist, Zeit zu überbrücken. Was dem da alles einfällt ist unfassbar. Heute zum Beispiel die Geschichte vom Igel… Aber was erzähle ich, das muss man einfach erleben!

Es wird ein rundum gelungener Abend und Tonmann Marc schafft auch einarmig ein bomben Sound (Longboard ist eben nichts für alte Männer mit wenig Haaren unter der Mütze…).
Hinterher geht es schnell zum Duschen und dann wieder raus zu den Fans. Fotos, Unterschriften und meine ganz persönliche Riesenüberraschung. Ich bekomme nämlich einen handgefertigten (!!!) Osage Orange Bogen geschenkt. Da bin sogar ich mal sprachlos. Als begeisterter Hobbybogenschütze war genau so etwas schon länger mein Traum. Umso ehrfürchtiger nehme ich ihn in Empfang und werde ihn in Ehren halten!

Der Posthof lehrt sich und wir bleiben backstage noch sitzen, bis wir gegen halb 2 an Bord steigen und uns auf den Weg nach Graz ins Orpheum machen.

Gute Nacht!

Hipp Höpp

Ducky