27.11.-29.11.2019 Artus-Tour Teil 6: Hamburg, Kassel, Nürnberg
27.11.-29.11.2019 Artus-Tour Teil 6: Hamburg, Kassel, Nürnberg
Guten Morgen, liebes Tagebuch!
Ehe man es sich versieht, steht der letzte Tourblock der ARTUS-Tour an. Die Anreise erfolgt heute per Bahn, weil ich aus Nürnberg direkt nach Hause fahre. Da ist ein Auto am Proberaum völlig kontraproduktiv!
Ich feiere meine Noise cancelling Kopfhörer und habe nur auf dem Ohr was ich will und was Freude macht. So überstehe ich die – im Vergleich zum Auto – doppelt so lange Anreise ohne weitere Traumata und steige gegen 20.30 Uhr aus dem Bus an der Haltestelle direkt am Proberaum. Da es nach Hamburg geht ist Abfahrt bereits um 21 Uhr. Wir haben dieses Wochenende eine andere Busfirma. Statt „Beat the Streat“ heute mal „Artist delight“. Auch ein sehr schöner Bus mit etwas anderer Aufteilung. Es ist aber schnell ausgemacht, welches Bett wem zugeordnet wird. So sitzen wir bald alle zusammen und ich kann mich noch vor Mitternacht in meine Koje verabschieden.
Der nächste Morgen beginnt in Hamburg vor der guten alten großen Freiheit 36 direkt neben der Reeperbahn. Ich steige aus dem Bus und warte, dass die Türe gut verschlossen ist, bevor ich in die alle gehe. Sicher ist sicher… Es gibt leckeres Frühstück und frisch gepressten Gemüsesaft. Außerdem Ingwertee mit Zitrone und Honig. Saskia kränkelt ein wenig und Philipp lag die letzten Tage flach. Die Tour fordert ihre ersten Opfer…
Heute sind einige Termine für Sozial Media und Videomann Matze hat alle Hände voll zu tun mit drehen und schneiden. So gehen wir nach dem Soundcheck zum Beispiel auf den hiesigen Weihnachtsmarkt mit dem klangvollen Namen „Santa Pauli“. Der ist wider Erwarten tatsächlich sehr schön und bietet neben Kinderpunsch und Schokoladenpenissen noch vielerlei außergewöhnliche Accessoires.
Zurück an der Halle steht das Abendessen schon bereit und da wir heute schon um kurz nach 20 Uhr spielen heißt es zeitnah essen, damit genug Zeit zum Verdauen bleibt. Kugelbauch und Bühne war noch nie eine gute Idee. Heute haben wir außerdem Besuch von unserem Freund Bernhard Hoecker, der dem einen oder anderen als Comedian und Ratefuchs bei „wer weiß denn sowas“ bekannt sein dürfte. Ein sehr netter Mensch mit einem Fable für Natur. Das gefällt mir!
Unser inzwischen sehr lieb gewonnener Support Vroudenspil eröffnet schließlich den letzten Tourblock und danach sind wir dran. Es wird eines der Highlights dieser Tour. Eine Affenhitze, Bombenstimmung und ein Spaß auf der Bühne, der schon fast nicht mehr normal ist. Ich feier das!
Nach der Show werden die Bühnenklamotten ausgewrungen, wir duschen und legen uns trocken. Dann geht’s nochmal raus zu den Fans. Bei netten Gesprächen klingt der Abend aus und schließlich ruft der Bus. Zumindest mich, ein Teil hört den Ruf der Reeperbahn und folgt diesem.
Weiter geht die Fahrt nach Kassel. Eine relativ kurze Strecke, was meinem Schlaf dienlich ist. Als ich erwache stehen wir am Musiktheater. In der Halle ist es bitterkalt, Backstage dafür sehr warm. Andreas Mama kommt heute nochmal kurz vorbei und setzt sich zu uns in den großen Bandraum.
Für mich gibt’s erstmal Frühstück und Kaffee intravenös, dann habe ich einiges an Bürokram zu erledigen. Schließlich ist auch hier und heute Soundcheck und wir stellen uns dick eingemummt auf die Bühne. Es ist immer noch nicht besonders warm, sprich: saukalt! Gut, dass es heißen Tee in rauen Mengen gibt und der Backstageraum saunaähnliche Temperaturen. Hier zeigt sich wieder die bandinterne Zwei-Klassen-Gesellschafft. Die Frischluftfraktion, bestehend aus Stefan und mir, erkennbar am Satz „hier stinkt’s!“ beim Betreten des Raumes. Und die lieber-erstickt-als-erfroren-Fraktion, bestehend aus Birgit, Saskia und Matthias, erkennbar am Satz „seid ihr wahnsinnig? Macht das Fenster zu!!!“ Thomas baut sich sowieso seinen eigenen Sängermikrokosmos um auf der Tour fit und gesund zu bleiben.
Es gibt Abendessen. Sehr einfach gehalten heute ohne große Auswahl, aber sehr lecker! Nudeln mit Sauce gehen immer. Für die Veggies mit Tomatensauce und Tofu, für alle anderen mi Rindergulasch.
Schließlich ist es Zeit für unsere Show und wir laufen außen rum durch den Regen, um nicht durchs Publikum zu müssen. Vorm Auftritt begrüßt uns Tourmutti Dirk mit den Worten: „Bei der ersten Nummer wird die Lüftung ausgemacht und dann wird es auch warm.“ Anders ausgedrückt: „erstmal heißt es frieren“. Das ist ziemlich ungeil. Lieber schwitzt man sich die Seele aus dem Leib, als frierend auf der Bühne zu stehen. Besonders warm wird es heute nie, die Betriebstemperatur erreicht irgendwann einen moderaten Bereich, richtig heiß wird es nicht. Schade eigentlich!
Trotzdem wird es eine gute und runde Show mit glücklichen Gesichtern vor der Bühne. Ein weiterer Vorteil ist, dass wir unsere Bühnenklamotten nicht auswringen müssen.
Heiß duschen hilft heute zum Aufwärmen und danach geht es nochmal raus zu den Fans.
Und schließlich ruft wieder der Bus und es geht weiter zur letzten Show der Tour: nach Nürnberg in den Löwensaal.
Ich bin sehr früh wach und stehe auf. Hintergedanke: Toilette, wieder hinlegen, dann in den Zoo. Allerdings regnet es aus Eimern und so ist der Zoo schon mal abgewählt. Außerdem mache ich den Fehler, meine Mails abzurufen und so geht es nicht zurück in die Koje, sondern an die Kaffeemaschine und dann an den Rechner. Viel zu tun! Zwischen 12 und 13 Uhr trudeln die restlichen Kollegen ein – außer Thomas, der war schon vor mir auf! Bis dahin habe ich die wichtigsten Dinge erledigt und jetzt sind die Gemeinschaftsprojekte dran. Videos, Meet an Greets, Soundcheck etc.
Nach dem Soundcheck kommt Helge zu Besuch. Ein netter Kerl, der trotz großen gesundheitlichen Problemen den Spaß am Leben nicht verloren hat. Dieses Jahr konnte ihm sein Herzenswunsch erfüllt werden, einmal auf Wacken dabei zu sein. Mit Schandmaul-Pulli! Darüber gab es eine Dokumentation und unsere Saskia war so nett, Kontakt aufzunehmen und ihn samt Begleitung nach Nürnberg einzuladen.
Zudem ist heute Freunde- und Familientag und entsprechend wustel es in Bus und Backstage. Gut eine Stunde vor der Show werden alle aus dem Bandraum geworfen. Ein bisschen Konzentration und Einstimmung auf das Konzert müssen sein!
Und dann kommt es: das letzte Konzert der ARTUS-Tour 2019. Und was für ein Konzert! Hammer Stimmung, Hammer Publikum, Band gut drauf, angenehme Saunabedingungen. Ein würdiger Abschluss einer tollen Tour! Die erste Tour mit Saskia als festem Bandmitglied übrigens!
Wir blicken zurück auf 6 Wochen, die uns quer durch Deutschland, Österreich du die Schweiz geführt haben. 6 Wochen voll Erlebnissen, Freude, vollen Hallen, netten Menschen. Diese Tour war so harmonisch und voll Lebens- und Spielfreude, dass wir ihr alle jetzt schon ein bisschen nachtrauern. Es gab keine größeren Krankheiten zu verbuchen, vor allem Thomas war stimmgewaltig bis zum Schluss! Wir bedanken uns bei euch da draußen, unseren Fans, dass ihr uns durch diese Zeit getragen habt und uns gezeigt habt, dass ihr nicht müde seid, dass ihr auf uns wartet wenn Not am Mann ist. Wir sind froh, EUCH zu haben!
Der Abend endet wie in einem Film. Hier ein Gespräch, da anstoßen, dort ein Lächeln, ein Foto. Dann verabschieden sich die ersten ins Hotel, ein paar wenige fahren mit dem Nightliner zurück. Ich habe meine persönliche Koje im Wohnmobil, ein paar Stunden Schlaf und dann geht es nach Hause. Kindergeburtstag steht an. Willkommen in der Anderswelt. Oder komme gerade aus der? Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich gibt es mehrere Anderswelten. Oder so.
Jetzt ruhen wir uns alle etwas aus und dann gehen die Arbeiten an neuen musikalischen Werken weiter. Und wir sehen uns 2020 zu vielen tollen Shows, den Anfang machen im Februar die Wacken Winter Nights!
Gute Nacht!
Hipp Höpp
Ducky
