1.5.2015, Losheim, Hexentanz Festival

1.5.2015, Losheim, Hexentanz Festival

Guten Morgen, liebes Tagebuch!

Kaum ist der Winter vorüber, schon beginnen die Festivals. Nun ist es allerdings Ende April bzw. Anfang Mai meist nicht besonders warm und es regnet gerne, oft und viel.

Die Vorzeichen stehen also auf Frostbeulen und Schlammschlacht.

Wir treffen uns am letzten Apriltag in Landsberg bei Rain Age, wo unsere Festivalbühne aufgebaut worden ist und machen einen Probetag mit Ton, Licht, Bühnenaufbauten, Backlinern und allem, was dazu gehört. Dass wieder Routine ins System kommt und die Pulte schon grob voreingestellt sind. Es sind viele neue alte Songs im Programm, die wir schon ewig nicht mehr gespielt haben und die einer grundlegenden Auffrischung bedürfen.

Der Weg nach Nirgendwo

Die Probe läuft erschreckend gut und so steigen wir abends mit einem guten Gefühl in den Nightliner, der uns bei strömenden Regen in Richtung Losheim bringt. Gegen halb 7 kommen wir an und versinken erstmal im Schlamm. Also weniger wir, sondern vielmehr der Bus. Wer bis jetzt noch schlief, wacht spätestens bei der Radlader-zieht Bus-aus Sumpfwiese-bevor-dieser-im-See-versinkt-Aktion auf. Und wir lernen, dass die Abschleppösen von so einem Bus einen feuchten Hui aushalten und gleich samt Gewinde aus der Verankerung reißen.

Schließlich entgehen wir gerade noch dem Tod durch ersaufen und der Bus steht hinter der Bühne. Es regnet, das Feld um und vor der Bühne ist eine Schlammwüste und Fischerhosen und Gummistiefel wären das richtige Equipment für heute. Hat nur blöderweise niemand dabei. Zum Glück bekommen wir den Konferenzraum im Seehotel als Backstageraum, da ist es zumindest warm und trocken.

Eigentlich ist dieses Festival wirklich schön, alle geben sich viel Mühe und man merkt, dass hier viel Liebe und Herzblut drin steckt. Umso mehr tut es mir leid, dass es der Wettergott nicht gut meint. Dem Publikum scheint das in seiner Stimmung aber keinen Abbruch zu tun, es wird ab der ersten Band ordentlich gefeiert und im Matsch getanzt. Man ist das ja gewohnt vom Hexentanz…

Nachmittags gibt’s ein Meet and Great und recht früh Abendessen und dann heißt es, sich irgendwie warm und wach zu halten. Wir haben hier oben einen Logenplatz und können die Kollegen vor uns live und damit allerdings auch laut verfolgen. Es helfen Kopfhörer oder noch lautere Musik.

In unserem Truck neben der Bühne stehen unsere Garderobencases und auch das Nachmittagsritualcase, das ich vor lauter hin- und her und Regen und allem, was sonst so durch mein Kleinhirn geistert, beinahe vergesse. Die liebe Crew erinnert mich aber schnell und ich komme fast noch pünktlich.

Schließlich ist Showtime und wir klemmen uns irgendwo zwischen unseren Bühnenhintergrund, in Fachsprache auch Backdrop genannt, und die Kisten von Mono Oinc., die noch auf der Bühne stehen und warten auf den Auftritt. Intro an und es läuft. Kein Zurück mehr. Obwohl wir uns alle warm angezogen haben und uns auch viel bewegen schaffen wir es zwar, nicht zu frieren, aber die Finger werden einfach nicht warm. Dass das nicht sonderlich dienlich ist, muss ich wohl nicht erklären. Aber so ist das, wenn man komplett live spielt und kein Band im Hinter- oder Vordergrund läuft. Da kann sich bei den Temperaturen auch mal was verstimmen oder ein eingefrorener Finger danebengreifen. Aber das macht Musik machen doch aus, oder?

Es wird eine schöne Show und vor und auf der Bühne wird nochmal alles mobilisiert, was Uhrzeit und Temperatur so ermöglichen. Also eigentlich fast alles.
Der Festivalauftakt ist gelungen und wir duschen und steigen dann in den Bus, der uns zum nächsten Halt nach Schierke am Brocken bringt. Wieder Open Air und wieder bitterkalt.
Ich verschwinde gegen 3 Uhr morgens in meiner Koje und warte, was der nächste Tag so bringt.

Gute Nacht!

Hipp Höpp

Ducky