10.7.2015, Ballenstedt, Rock Harz

Guten Morgen, liebes Tagebuch!

Donnerstag früh, es hat deutlich abgekühlt. Ich packe meinen Koffer und mache mich auf den Weg nach München. Es ist wieder Zeit, an neuen Songs zu arbeiten und danach kommt der Nightliner und sammelt uns auf. Es geht zur nächsten Festivalrutsche zunächst in den Harz und dann nach Bonn. Damit wäre das Wesentliche bereits gesagt, aber natürlich viel zu schnell. Daher nochmal von vorne. Ganz langsam.

Es ist Donnerstagabend, die Bandprobe hat einen neuen Song hervorgebracht, wir sitzen bei Pizza und lustigen Getränken beisammen und warten auf den Bus. Der kommt gegen 23.30 und wir klettern an Bord. Abfahrt und rauf auf die Autobahn. Irgendwann ziehe ich mich in meine Koje zurück und versuche, eine Mütze Schlaf zu bekommen.

IMG_5458Rockharz

Ich wache wie immer viel zu früh auf und erkunde das Gelände. Dann gibt es Frühstück und bevor mir langweilig werden kann, fragt mich Thomas, ob ich eine Runde fliegen möchte. Das Festival ist auf einem Flugplatzgelände, die Start- und Landebahn frei und Jakob, der Tonmann von Eisbrecher mit einer geliehenen Cessna gekommen. Der würde mit uns einen Rundflug machen. Gesagt – getan. Marc macht auch noch mit und somit ist das Maschinchen auch schon voll belegt. Quasi ein VW Käfer mit Propeller und Flügeln…

Wir steigen hinter dem Festivalgelände in die Lüfte und es ist schon toll, sowas mal von oben zu sehen. Die Bühnen und der Platz davor wirken neben der bunten Zeltstadt rundherum winzig und machen vielleicht ein Zehntel der Fläche aus. Mit einer schnittigen Linkskurve drehen wir ab und fliegen ein Stück in den Harz hinein. Dichter Wald, Seen und eine Burg liegen unter uns. Dann dürfen wir noch ein paar lustige Flugmanöver erleben, die hier wirklich Spaß machen, die ich in einer großen Passagiermachine aber lieber nicht erleben möchte… Viel zu schnell ist diese halbe Stunde Auszeit rum und wir landen wieder auf dem Boden der Realität. Und die heißt im Festivalmodus in erstere Linie Warten und laute Musik.

Erbauliche Unterbrechung bietet das 14 Uhr Ritual und die Autogrammstunde, die heute wieder großen Andrang findet und sich weit über eine Stunde zieht.

Bis zum Abendessen ist es nicht mehr lang und es lohnt sich weder, sich nochmal hinzulegen, noch sonst irgendetwas anzufangen. Also höre ich Musik und besinne mich auf die Show. Irgendwann geht’s dann immer schnell und es ist Zeit zum Umziehen, Einstimmen, Ritualisieren und dann geht’s auch schon los. Die Sonne steht um 20.30 Uhr genau so, dass sie frontal in die Bühne knallt. Ich sehe vom Publikum fast nichts.

Eine kleine fiese Falle bekommt Thomas noch in Form seiner Wasserflaschen kredenzt. Da ist nämlich wider aller Ansagen Blubberwasser drin. Auch Rülpsbrause genannt. Und wenn dann das Wasser samt Mageninhalt von hinten gegen das Gurgelzäpfen klopft, dann kann der Sänger an sich schon mal kurz aus dem Kontext geraten. Ein kurzer Kampf mit den Magensäften und es geht weiter im Text. Dank dieser Umstände schaffen wir es zum allerersten Mal in 17 (!!!) Jahren Bandgeschichte, unsere Showzeit zu überziehen. Und zwar um 5 Minuten, obwohl wir kurzfristig noch 2 Nummern aus dem Set schmeißen.

Jetzt können wir den Abend ausklingen lassen, mit so manchem Kollegen noch ein Bierchen trinken um schließlich alle an Bord zu steigen und uns von Busfahrer Frank, der alle Leser hiermit herzlich grüßen möchte, zum nächsten Stopp nach Bonn an die schönen Rheinauen kutschieren zu lassen.

Gute Nacht!

Hipp Höpp

Ducky